Über eine boomende Reparaturwerkstatt, generationen-übergreifende Veranstaltungen, idealistische Sozialpioniere und Dancehall aus dem Untergrund – east west’s week review #86

Liebe Mitglieder, warum wir am vergangenen Mittwoch bei der letzten Ausgabe des Störsenders vor dem Jahreswechsel mit Robert Asam neben einem erneut bis auf den letzten Platz gefüllten Salon, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch den höchsten Altersdurchschnitt erreicht haben, der je bei einer Veranstaltung im Club erzielt werden konnte, erzählen wir euch u.a. und wie immer am Montag Mittag bei der 86. Ausgabe des eastwestweekreview und auf den folgenden Zeilen.

Die Woche haben wir bereits am Montag beim letzten Repair Café des Jahres begonnen. Wir hatten mit Conni eine Schneiderin, mit Hansjörg einen Tischler, mit Paul einen Elektrotechniker, mit Benni und Arno gleich zwei Fahrradmechaniker, und mit Andi und Laurin zwei Messerschleifer vor Ort. Florian Mayr hat unsere fleißigen Ehrenamtlichen wie immer sehr gut koordiniert und war stets ein angenehmer Ansprechpartner für unsere Mitglieder. Teilweise haben einige Mitglieder schon gegen 18.30 Uhr vor dem Club in der Kälte ausgeharrt und konnten es kaum erwarten beim Repair Café dabei zu sein. Rund 50 Menschen waren im Laufe des Abends gekommen, um gemeinsam mit unseren Ehrenamtlichen ihre kaputten Gegenstände zu reparieren. Wir möchten uns natürlich bei allen freiwilligen Helfer*innen bedanken, die in ihrer Freizeit mehr als drei Stunden im Monat ehrenamtlich zu uns kommen und ihr handwerkliches Geschick in den Dienst des Clubs stellen. Wir dürfen ohne Umschweife behaupten, dass dieser Veranstaltungsabend einmal im Monat nicht mehr aus unserem Programm wegzudenken ist. Im Dezember fällt der letzte Montag bekanntlich auf den Silvesterabend und deshalb findet in diesem Monat kein Repair Café bei uns statt. Aber wir sehen uns am Montag, 28. Jänner wieder, wenn es heißt: Wegwerfen? Denkste!

Am Mittwoch haben wir dann die insgesamt dritte Ausgabe des Störsenders im Club präsentiert. Der ehemalige Chefredakteur Robert Asam veranstaltet seit dieser Saison regelmäßig und immer am vierten Mittwoch des Monats einen satirischen Medienrückblick. Der Störsender war auch bei der letzten Ausgabe vor dem Jahreswechsel mehr als nur gut besucht, mehr als 50 Interessierte waren gekommen, um zu hören, wie Asam teils auf sehr ironische Weise Medienhäuser und deren Berichterstattung durch den Kakao zieht. Spannend für uns ist zu sehen, dass der Störsender gerade bei älteren Menschen um die 60 auf besondere Beachtung stößt und der Club somit in den vergangenen Monaten neue Mitglieder dazu gewonnen hat. Wir können uns jedenfalls nicht erinnern, dass bei einem Programmabend im Club jemals soviele Menschen aus der älteren Generation zugegen waren. Und wir finden natürlich, dass das wieder einmal ein sehr guter Beweis ist, dass der Club nicht nur sprachgruppenübergreifend, sondern eben auch generationenübergreifend arbeitet und für alle Interessierten tolle Veranstaltungen im Programm hat. Außerdem waren gar einige Gemeinderäte wie Christina Kury, Johannes Ortner oder Toni Ladurner gekommen, um sich gemeinsam mit unseren anderen Mitgliedern köstlich zu amüsieren. Besonders an dieser Veranstaltung ist, dass Asam nicht nur sarkastische Beiträge in seinem Programm hat, sondern durchaus auch ernst Themen aufgreift und gerade bei menschenfeindlichen Themen immer wieder den Finger sprichwörtlich in die Wunde legt. Dieses Mal hat der Störsender sich vor allem mit den Südtiroler Landtagswahlen und den nachfolgenden Eiertänzen bei der Suche nach einer Koalition bzw. Regierung beschäftigt. So bekam manch einer der neuen gewählten Volksvertreter*innen ihr/sein Fett weg, wie ihr unter anderem auch in unserer Fotogalerie im Anhang sehr gut erkennen könnt. 😉 Die tollen Bilder stammen von Gert Reinstadler. Der Störsender macht und wie schon eingangs gesagt im Dezember eine kleine Pause und wir dann am Mittwoch, 23. Jänner mit neuem Schwung in den Club zurückkehren.

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Am Donnerstag haben wir euch dann ein neues Sozialprojekt im Club vorgestellt. Unter dem Titel „Vertraue dem guten Gefühl“ hat uns Projektleiter Matthias Prieth, zusammen mit seinem Team das Netzwerk „D’rweil“ präsentiert. Die Idee hinter D’rweil ist es für Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder speziellen Lebenssituationen da zu sein. Gleichzeitig möchte man sich für eine möglichst barrierefreie Gesellschaft einsetzen. Hinter „d’rweil“ steht ein junges und kreatives Team, das mit eigener Kraft ein Projekt im Raum Meran vorantreibt, das durchaus den Nerv der Zeit trifft und sich um die Schwächsten in unserer Gesellschaft kümmern möchte. Neben Prieth gehören der Gruppe mit Kathrin Pöhl eine ausgebildete Seniorenbegleiterin, mit Sara Prantl eine Psychologin, mit Ulrike Hilber eine Krankenpflegerin und mit Max Silbernagl ein weiterer kreativer Kopf an. Bis auf Hilber, die leider aus Krankheitsgründen ihre Teilnahme kurzfristig absagen musste, waren alle „drweil-Mitglieder“ auf unserer Bühne und haben zusammen mit unserem Moderator Thomas Kobler über ihr neues Projekt gesprochen. Gerade bei Projektleiter Prieth merkt man, dass diesem Netzwerk ein junger Mann vorsteht, der ein großer Idealist ist. Auch wenn das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt und sicher noch viel Arbeit auf das umtriebige Team wartet, darf man jetzt schon sagen, dass die Idee zwar grundsätzlich nicht neu ist, aber, dass es definitiv mehr solcher Netzwerke brauchen würde. In einer immer älter werdenden Gesellschaft, in der immer mehr Menschen vereinsamen, ist es absolut notwendig, dass niederschwellige Anlaufstellen geschaffen werden, wo Menschen mit den unterschiedlichsten Schwierigkeiten und Problemlagen auf offene Türen stoßen. Auch Drweil-Mitglied Max Silbernagl, der selbst im Rollstuhl sitzt, hat am Donnerstag-Abend darüber berichtet, wie wichtig ein solches Projekt für Menschen mit Beeinträchtigungen in Zukunft werden könnte. Nur weil ein Mensch im Rollstuhl sitzt, bedeutet, dass noch lange nicht, dass er nicht genauso am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchte. Max ist selbst als Frontsänger der Punkband „Chaos Junkies“ aktiv und somit ein eindrückliches Beispiel was möglich sein kann, obwohl man in seinem Bewegungsablauf eingeschränkt ist. Manchmal, so hat uns Max weiter berichtet, würde es ausreichen, wenn er jemanden hätte, der ihn auf ein Konzert begleitet oder einfach nur einen gemütlichen Nachmittag mit ihm verbringt. Auch aus dem zahlreich erschienenen Publikum (der Club war mit mehr als 60 interessierten Mitglieder wieder einmal rammelvoll) kamen interessante Diskussionsbeiträge und Fragen. Dabei waren auch Menschen darunter, die ihre aktive Mithilfe für Drweil bereits angeboten haben. Anschließend an die Präsentation des Netzwerks hatten wir dann mit der „Lebendigen Bibliothek“ der OEW Brixen in persona von Adrian Luncke den Projektleiter zu Gast, der uns diese tolle Initiative vorgestellt hat. Bei der Lebendigen Bibliothek geht es darum, dass Menschen aus den unterschiedlichen sozialen und gesellschaftlichen Kontexten ihre Lebensgeschichte zugänglich und erlebbar machen, indem sie den interessierten Besucher*innen von ihren Erlebnissen erzählen. Unsere Mitglieder hatten deshalb gleich anschließend an die Vorstellung von „drweil“ selbst Gelegenheit mit einem ehemaligen Alkoholiker, einer geflüchteten Frau und einem Rollstuhlfahrer über ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Schwierigkeiten zu sprechen. Wir möchten uns beim Netzwerk d’rweil, bei der Lebendigen Bibliothek und auch bei unserem Publikum bedanken, die uns allesamt eindrucksvoll vor Augen geführt haben, dass es in unserer Gesellschaft immer noch sehr viele Menschen gibt, die sich für ihre Nächsten einsetzen möchten und die ihren Dienst, ihre Zeit und ihre Kraft in den Dienst der Gemeinschaft stellen möchten. All dies macht uns Hoffnung und bestätigt unsere Annahme, dass der Club auch im Sozialbereich in Zukunft weiter mit verschiedenen Vereinen, Netzwerken und Gruppen zusammenarbeiten wird und ein Ort bzw. eine Plattform sein möchte, der Menschen zusammenführt. Im Anhang findet ihr einige Fotos von Markus Steiner Ender.

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Am Freitag durften wir dann einen Musiker auf unserer kleinen Holzbühne begrüßen, der zwar schon im Sommer im ost west country club eine Bühne des Clubs bespielt hat, aber ansonsten zum ersten Mal in der Altstadt aufgetreten ist. Der Meraner Solomusiker Kaiser Lee bescherte uns einen mehr als zweistündigen Auftritt, der allerlei Hits, Rockklassiker und Songs im Programm hatte, die unser zahlreich gekommenes Publikum (ca. 60 Besucher*innen) gerade zum Schluss auch sehr zum Tanzen animierte. Stefan Lee, so der bürgerliche Name des Meraners spielte neben Songs von Flogging Molly, vor allem auch alte Klassiker von Sublime, den Ramones oder Molotov. Dabei wurde natürlich auch lauthals mitgesungen und so manches unserer Mitglieder fühlte sich in die Jugendzeit zurückversetzt. Es hat uns und unsere Mitglieder sehr beeindruckt, wie Kaiser Lee nicht nur an der Gitarre, sondern vor allem auch mit seiner Stimme eine mehr als gute Figur abgegeben hat. Es nötigt uns großen Respekt ab, wenn ein Musiker alleine auf der Bühne sitzt und es schafft, ein Publikum derart gut zu unterhalten. Man merkt bei Kaiser Lee, dass er regelmäßig den Proberaum aufsucht und an seiner Setlist feilt. Auch das feedback des anwesenden Publikums war mehr als nur positiv, einige Mitglieder zeigten sich regelrecht beeindruckt von den musikalischen Fähigkeiten unseres Musikers. Wir bedanken uns deshalb bei einem großartig aufgelegten Künstlers, der trotz, dass er körperlich ein wenig angeschlagen war und dem während des Auftritts sogar eine Gitarrensaite riss, eine Show abgeliefert hat, die aller Ehren wert ist. Im Anhang findet ihr einige Fotos von Laura Zindaco vom Freitag-Konzert.

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Zum Abschluss der Woche hatten wir dann mit dem Konzert des Shanti Powa Soundsystems einen Programmpunkt für euch, der sämtliche Erwartungen und Hoffnungen übertroffen hat. Wir hatten unseren Calcetto-Raum wieder zu einem kleinen Underground-Club umfunktioniert und durften erleben, wie beliebt die Musiker aus Bozen mittlerweile auch in unserer Stadt sind. Berise und Amelia Wattson haben zusammen mit ihrem DJ Nido ein rund dreistündiges Set abgeliefert, dass für allerlei strahlende und begeisterte Gesichter sorgte. Auch die Musiker um Shanti Powa Frontmann Berise zeigten sich mehr als nur begeistert von der ausgelassenen Atmosphäre und coolen Stimmung die an diesem Abend im Club herrschte. Der kleine Raucherraum war jederzeit bis auf den letzten Platz gefüllt und trotz des kaum vorhandenen Platzers haben ständig mehr als 40 Mitglieder wild und ausgelassen getanzt. Die Shantis haben uns an diesem Abend einen Mix aus Reggae, Dub, Dancehall und Hip Hop präsentiert und ihre Musik gleich in drei verschiedenen Sprachen (Deutsch, Italienisch, Englisch) dargeboten. Bei Berise und Co. merkt man, dass man es mittlerweile mit richtigen Profis zu tun hat. Der junge Bozner Musiker hat nicht nur die Fähigkeit sein Publikum mitzureißen und wahrlich ansteckend auf die Zuhörer*innen einzuwirken, sondern er ist mittlerweile mit seinem Gesang vor allem bestehend aus schnellen Raptexten zu einem der begehrtesten und gefragtesten Südtiroler Musikern geworden. Bertrand Risé, so der bürgerliche Name des jungen Mannes, hat alleine im Jahr 2018 mehr als 100 Konzertauftritte hingelegt und dabei nicht nur das Südtiroler Publikum begeistern können, sondern er tourt mit seinen musikalischen Projekten mittlerweile durch halb Europa. So hat er vor unserem Clubkonzert tags zuvor noch in London gespielt und auch dort eine neue Fanbasis für sich gewinnen können. Uns begeistert Berise vor allem auch dadurch, dass er einer der wenigen Künstler in Südtirol ist, der in seinen Texten auch immer wieder sozialkritische Themen aufgreift und sich klar und deutlich gegen Menschenfeindlichkeit und Hass ausspricht. Wir möchten uns bei drei jungen Musiker*innen bedanken, die eine mehr als nur positive Stimmung im ost west club est ovest erzeugt haben und für große Jubelstürme am Ende ihres Konzertes sorgten.

Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Alperia, Pohl Immobilien/Gruppe Unterberger, Salon Habicher, unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.