Über ein solidarisches Haus, ein Nordtiroler Duo, das auch die großen Bühnen bespielen sollte und ein Stuttgarter Jazz-Trio, das etwas zu sagen hat – east west’s week review #62
Liebe Mitglieder warum Andreas Pichler und Alexander Nitz am vergangenen Dienstag mit unserem Moderator Thomas Kobler überaus entspannt, über eigentlich schwer verdauliche Themen gesprochen haben und was das alles mit dem beliebtesten Südtiroler Kartenspiel zu tun hat, erfahrt ihr wie immer beim east west week review (#62) und in den nun folgenden Zeilen.
Bereits am Dienstag hatten wir unseren Club geöffnet, um den vor Kurzem erschienenen Dokufilm „Der Sechste Kontinent“ des bekannten Südtiroler Regisseurs Andreas Pichler zu zeigen. Im Film geht es um das „Haus der Solidarität“ in Brixen und die täglichen Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen die Menschen vor Ort begegnen. Im Haus der Solidarität am Rande von Brixen wohnen an die 50 Menschen zusammen, allerdings nicht unbedingt freiwillig, sondern sie alle verbindet eines: Sie sind Gestrandete unserer Gesellschaft, die als problematisch und oft auch als nicht erwünscht gelten. Obdachlos, krank, süchtig, arbeitslos, verfolgt, auf der Flucht. Erwin, der Ex-Alkoholiker, saß mal im Knast, Sumi findet Zuflucht vor ihrem Ex-Freund, der ihr nachstellt, Ousman, der politische Flüchtling aus Afrika oder Hatem, der durch die Wirtschafskrise kurzfristig auf der Straße gelandet ist. Im Haus der Solidarität finden diese Menschen ein temporäres Zuhause, bis sie wieder zurück in ein normales Leben können. Pichler hat sich dem HdS und seinen Bewohner*innen mit sehr viel Feingefühl genähert und ein beeindruckendes Zeugnis über eines der wichtigsten Südtiroler Solidaritätsprojekte geschaffen. Wir können den Film an dieser Stelle nur wärmstens weiterempfehlen. Anschließend an den Film haben wir mit dem Regisseur und dem Mitarbeiter des HdS Alexander Nitz, der extra den weiten Weg aus Brixen nach Meran auf sich genommen hat, um mit uns und dem zahlreich erschienen Publikum (rund 40 Mitglieder) über das Werk und das Haus zu sprechen. Das Publikum war genau wie wir überaus begeistert vom Film und hat sich in der anschließenden Diskussion, die von unserem Mitarbeiter Thomas Kobler moderiert wurde, rege am Gespräch beteiligt. Nitz hat uns von den täglichen Schwierigkeiten erzählt, aber auch von den positiven und guten Geschichten im Haus berichtet. Gerade die Tatsache, dass das HdS nach wie vor ohne öffentliche Förderungen auskommt und sich hauptsächlich durch Spenden finanziert, sei ein großer Vorteil und hat für die vielen Ehrenamtlichen und Mitarbeiter vor Ort einen großen Wert. Auch wir finden, dass dieses Projekt unbedingt unterstützenswert ist. Deshalb werden wir am Samstag 5. Mai nach langer Zeit wieder ein Wattturnier im ost west club veranstalten. Die gesamten Einnahmen aus dieser Veranstaltung werden wir dann anschließend an das Haus der Solidarität spenden. Infos zum Turnier folgen in den nächsten Tagen und ihr seid natürlich herzlich eingeladen mitzuspielen und somit dieses wunderbare Projekt zu unterstützen. Laurin Mayer war mit seiner Kamera bei der Filmvorführung mit dabei und hat einige tolle Momentaufnahmen festgehalten. Die Fotos findet ihr im Anhang.
Am Mittwoch haben wir euch dann den zweiten LiteraturCLUB des Jahres bei uns präsentiert. Diese Veranstaltung hätte eigentlich schon im Januar stattfinden sollen, aber aufgrund eines kleinen Zwischenfalls, mussten wir diesen Abend damals absagen. Umso glücklicher sind waren wir darüber, dass wir ihn vergangene Woche nachholen konnten. Der Meraner Autor Hansjörg Waldner hat uns eine Lesung präsentiert und dabei Szenen aus Karl Kraus‚ Werk „Die letzten Tage der Menscheit“ gelesen. Rund 15 interessierte Mitglieder waren gekommen, um dem glänzend aufgelegten Waldner in seiner Lesung zu lauschen. Unsere Vorstandskollegin Sonja Steger hat in den Abend eingeführt und einige Bilder von der Veranstaltung geknipst, die wir für euch angehängt haben.
Am Freitag hatten wir dann zum ersten Mal das Innsbrucker Groove-Grunge Duo Hhanoi bei uns zu Gast. Am Schlagzeug durften wir Lucas Geiler begrüßen, der Bandleader und Gitarrist Hans Hauser auf beeindruckende Art und Weise unterstützt hat. Die beiden Nordtiroler haben uns ein 90minütiges Set gespielt, das wir so schnell nicht vergessen werden. Die beiden Musiker harmonieren großartig und übertragen derart viel Energie von der Bühne auf ihr Publikum, das man nur begeistert darüber staunen kann. Der Stil von Hhanoi ist eine Mischung aus Rock, Punk, Metal und anderen schwierig definierbaren Musikstilen, der einmal an die Red Hot Chili Peppers, dann wieder an Metallica, H-blockx oder Led Zeppelin erinnert. Man kommt nicht umhin beim Sound der Beiden durchzudrehen und wild drauflos zu tanzen. Hhanoi sind ein derart interessantes Musikprojekt, dass man jedem nur wärmstens empfehlen kann sich die beiden Innsbrucker einmal live anzusehen. Hhanoi dürfen mit ihrer Musik und wie sie das gesamte Projekt organisiert haben, für sich ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen und würden im Duo auch auf großen Festivalbühnen extrem gut funktionieren. Unserer Meinung nach gehören sie zu einigen der besten Bands, die jemals im Club aufgetreten sind und wir sind sicher, dass sie mit diesem Sound auch in Zukunft noch sehr erfolgreich sein werden. Auch wenn wir schon vorab wussten, dass es die Beiden drauf haben, so waren wir, als sie dann am vergangenen Freitag unsere Bühne rockten, einfach nur begeistert von dem, was uns dargeboten wurde. Rund 30 Mitglieder haben sich den Auftritt von Hhanoi nicht entgehen lassen und die Band anschließend an ihren Auftritt beglückwünscht und sich für einen wunderbar kurzweiligen Abend bedankt. Dass die Band den anwesenden Zuhörer*innen trotz nicht gerade niedrigem Lärmpegel gefallen haben muss, konnte man nach dem Konzert gut beobachten, als doch einiges an Merchandise an unsere Mitglieder gebracht werden konnte. Wir bedanken uns bei Lucas und Hans, aber auch beim sehr guten Tontechniker Andreas Freudenschuss für ihren Besuch und sind sicher, dass wir diese Formation nicht zum letzten Mal auf einer unserer Bühnen erleben werden.
Am Samstag haben wir die Woche dann mit einem Konzert abgerundet, das allen Freunden von Jazz-Musik eine wahre Freude gewesen sein muss. Zum ersten Mal hat uns das Clemens Gutjahr Trio aus Stuttgart besucht und uns ein 90minütiges Set präsentiert, das für große Begeisterung unter den vielen eigens für dieses Konzert gekommenen Menschen gesorgt hat. Clemens Gutjahr Trio sind neben Bandleader Clemens Gutjahr am Piano, Jan Mikio Kappes am Bass und Jonathan Delazer am Schlagzeug. Die drei noch sehr jungen Musiker haben uns an diesem Abend bewiesen, wie sehr Jazz Spaß machen kann und wie eingängig diese Musikrichtung auch für Menschen sein kann, die sich selbst nicht als Musikexperten bezeichnen würden. Der Sound der drei Musiker ist sehr eingängig, auch wenn nicht immer einfach gestrickt und würde auch solchen Jazz-Legenden, wie Brian Blades, Brad Mehldau oder Gianluca Petrella gefallen, an denen sich die Band durchaus zu inspieren scheint. Clemens Gutjahr ist Herz und Hirn dieses wunderbaren Trios und er wird am Kontrabass von einem vor Spielfreude nur so strotzenden Jan Mikio Kappes mehr als nur gut unterstützt, Jonathan Delazer rundet diese tolle Band mit seinem teils wilden und verrückten Schlagzeugspiel entsprechend ab und gibt dem Trio eine zusätzliche besondere und experimentelle Ebene. Unser Salon war mit rund 45 interessierten Jazz-Interessierten sehr gut gefüllt und bei Rotlicht und Kerzenscheinatmosphäre durfte man in viele freudige Gesichter blicken, die teils fast das ganze Konzert über mit geschlossenen Augen und nur mit ihren Hörorganen dem besonderen Treiben auf der kleinen ost west Holzbühne folgten. Das Clemens Gutjahr Trio hat uns an diesem Abend auf beeindruckende Art und Weise gezeigt, was herauskommen kann, wenn drei junge Menschen ihre Bestimmung gefunden haben und ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Neben dem außergewöhnlichen Talent ist es nämlich die unglaublich harte Arbeit, die solche Musikprojekte erst entstehen lässt. Deshalb bedanken wir uns bei diesem ungewöhnlichen Trio für ihren ersten Besuch und wünschen ihnen für ihre weitere musikalische Karriere alles erdenklich Gute.
Abschließend möchten wir uns wie immer bei Salon Habicher, Alperia und den öffentlichen Institutionen beim Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie beim Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.