Über ethnische Spannungen, einen Vinschger Allroundkünstler und virtuose Jazzmusiker – east west’s week review 120
Liebe Mitglieder, warum der Auftritt von Chris Costa am vergangenen Freitag für einige staunende Gesichter im ost west club est ovest gesorgt hat, erzählen wir euch unter anderem wie immer am Montag Mittag bei der 120. Ausgabe unseres wöchentlichen Rückblicks und auf den folgenden Zeilen.
Begonnen haben wir die Clubwoche bereits am Dienstag Abend mit dem zweiten ost west Zigori Club der Saison. Der Titel des Abends lautete: „Niente di nuovo aus den Ethnogräben? über Identitäten, Befindlichkeiten e prospettive in Alto Adige/Südtirol.“ Unsere Gäste waren dieses Mal Aldo Mazza (edizioni alpha beta verlag) und Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Moderiert wurde dieser überaus spannende Abend wie immer von Markus Lobis. Rund 40 interessierte Mitglieder waren in den Club gekommen, um den Ausführungen des Verlegers und Landtagsabgeordneten zu folgen. Die Debatte verlief äußerst konstruktiv und sowohl Mazza, als auch Knoll machten ihre Argumente geltend. Es ging bei der Diskussion vor allem um das zuletzt medial hochgekochte Thema des Ärztemangels und das in diesem Zusammenhang von der Südtiroler Freiheit entworfene Plakat, sowie um den Doppelpass. Knoll wies die Vorwürfe, dass das Plakat lediglich dazu dienen sollte einen provokanten Standpunkt einzunehmen, nicht gänzlich zurück, sondern erklärte, dass die Provokation durchaus ein politisches Stilmittel sein kann, mit dem seine Partei entsprechend auf Missstände aufmerksam machen möchte. Nur so sei es möglich bestimmte Themen in den öffentlichen Diskurs zu rücken. Und auch wenn bisher noch kein Südtiroler Patient an den mangelnden Sprachkenntnissen eines Arztes sterben musste, sei es in Zukunft nicht ausgeschlossen, dass in den Krankenhäusern Verfehlungen passieren könnten, welche weitreichende Folgen für die behandelten Personen nach sich ziehen könnten. Aldo Mazza gab diesbezüglich zu bedenken, dass das „ständige Zündeln“ von deutscher und italienischer Seite dem Land auf Dauer nur schadet. Er wünsche sich vor allem von den PolitikerInnen, dass man nach konkreten Wegen und Möglichkeiten sucht, damit man von einem Nebeneinander zu einem Miteinander finden könne. Gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass immer mehr Menschen aus allen möglichen Ländern nach Südtirol kommen, wäre es notwendig, dass zumindest die historisch schon länger ansässigen beiden Sprachgruppen sich in Zukunft besser begegnen würden. Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnten solche gegenseitigen Provokationen, laut Mazza durchaus ein gefährliches Maß annehmen und im schlimmsten Fall auch in Gewalt münden. Insgesamt tragen die ständig wiederaufkommenden ethnischen Spannungen nicht dazu bei, dass sich die beiden Sprachgruppen in Südtirol dauerhaft besser verstehen. Beim Thema der stetig abnehmenden Sprachkenntnisse der jeweils anderen Landessprache waren sich sowohl Knoll, als auch Mazza einig, dass die Landespolitik dringend Maßnahmen ergreifen müsse, um diesem Umstand besser entgegenzuwirken. Auch aus unserem Publikum gab es einige kritische Statements, sowie interessante Fragen an unsere Gäste. Wir bedanken uns deshalb für eine Debatte, die zwar nicht unmittelbar zu einem besseren Zusammenleben zwischen Brenner und Salurn führen wird, aber dennoch sind wir der Meinung, dass es wichtig ist, solche Diskussionen auch zukünftig immer wieder zu führen und den unterschiedlichen Meinungen im Club auch den entsprechenden Raum zu geben. Der Dank geht an an alle Beteiligten. Im Anhang findet ihr einige Bilder des Abends von Gert Reinstadler.
[SlideDeck2 id=29547 ress=1]Beim LiteraturCLUB am Mittwoch erlebten wir eine stimmungsvolle und stimmige Mischung von Literatur und Musik. Frederick Helmut Pinggera las aus seinem Manuskript Die Rückkehr der Maria Marsala und sang, auf der Gitarre begleitet von Marc Magoman Giugni, u.a. selbst geschriebene Songs in vintschger Mundart. In dem Roman folgt er den Erinnerungsspuren an seine Nandl und an seine Mutter, Wahrheit wird zu Dichtung und Dichtung erlangt Wahrheit. Es beeindruckten die starken und sensibel formulierten Bilder aus der archaischen Welt des Bergdorfes Stilfs vulgo Stilz. Als Frederick als Zugabe Mei Maadele, mei Tschurele von Luis Stefan Stecher in origineller Bluesversion anstimmte, leuchtete die Freude in den Augen der Zuhörerinnen und Zuhörer auf. Man hatte das Gefühl, dass bei allen Anwesenden – Literat und Musiker, Zuhörer und Zuseher – dieses einmalige Erleben eine wärmende, beglückende und bereichernde Erinnerung hinterlassen wird. Wir bedanken uns bei Frederick Helmut Pinggera und Marc Giugni für einen unvergesslichen Literatur- und Musikabend und bei unserer Vorstandskollegin Sonja Steger für die Einführung und Organisation des Abends. Im Anhang findet ihr einige Fotos vom LiteraturCLUB.
[SlideDeck2 id=29589 ress=1]Am vergangenen Donnerstag fand im Club ein außergewöhnlicher Theaterabend mit dem Titel PanTaDam statt. Eva Sotriffer stand auf der Bühne mit einem kleinen Tisch auf dem sie verschiedenste ihrer selbst kreierten Objekte und Figuren bewegte, mit deren Schatten spielte und die Geschichte von Pan aus der griechischen Mythologie erzählte. In „PanTaDam“ geht es um Pan, den griechischen Hirtengott mit den Bocksfüßen, der gestorben sein soll, und die Frage, wer das eigentlich war: Mensch, Tier, Gott, von allem ein bisschen – ein Pantadam? Das Stück wurde zudem rythmisch von Jonathan Delazer untermalt, der während seinem großteils improvisierten Schlagzeugspiel auch mal zu seiner Klarinette griff, um die Bilder, die auf der Bühne entstanden, hörbar zu machen. Somit entstand eine Synthese aus den Bewegungen der Objekte und dem Klang der Musik, der dem Publikum Raum für die eigene Interpretation von PanTaDam schaffte. Im Anhang findet ihr ein tolles Fotoalbum von Martine Mairhofer. Am Donnerstag 6. Februar dürfen wir euch den nächsten Theaterabend im Club präsentieren.
[SlideDeck2 id=29601 ress=1]Am Freitagabend haben wir das Musikwochenende mit dem ersten Clubkonzert des gebürtigen Südtiroler Musikers Chris Costa begonnen. Der Multiinstrumentalist, der nach einem längeren London-Aufenthalt mittlerweile in Mailand lebt, hat uns dabei einen Auftritt präsentiert, der einen riesigen musikalischen Fundus präsentierte. Costa ist nicht nur ein Virtuose an der Gitarre, sondern letztlich ein Künstler, der die unterschiedlichsten Instrumente und Soundstücke in seine Songs einwebt. Unter anderem war er an diesem Abend mit einem elektronischen Drumset und einer Loop-Station ausgestattet, auf der er alle möglichen Sounds einspeiste und anschließend mit seinem Live-Auftritt kombiniert. Chris Costas Stil kann nicht auf ein Musikgenre heruntergebrochen werden, sondern er versteht es letztlich sich auf den unterschiedlichsten musikalischen Ebenen zu bewegen und durchaus auch neue Trends zu setzen. Der rund zweistündige Auftitt wurde zu keinem Zeitpunkt langweilig, sondern wusste unser Publikum ständig auf eine neue musikalische Reise mitzunehmen. Wir bedanken uns bei Chris Costa, der eine weite An- und Abreise auf sich genommen hatte, um die rund 30 interessierten Musikliebhaber im Club zu begeistern, sowie bei Sara Mostacci, die einige Momente dieses Musikabends für euch festgehalten hat.
[SlideDeck2 id=29595 ress=1]Ungeheuer lebendig und energiegeladen war der Auftritt des Clemens Gutjahr Trio am vergangenen Samstag im Club. Das Jazztrio, das sich vor einigen Jahren während dem Studium der Jazzkomposition an der Musikhochschule in Stuttgart kennengelernt hat, kombiniert modernen Jazz mit elektronischen Elementen. Bei ihrem insgesamt zweiten Auftritt in Meran haben Clemens Gutjahr (Klavier/Syntheziser), Jonathan Delazer (Schlagzeug) und Jan Mikio Kappes (Kontrabass) ihr erst im November erschienenes Album „Monster“ präsentiert. Das Album besteht aus Kompositionen, die spannende Songtitel wie „Space Captain“, „Rauch und Rot“ oder „Caffè Corretto“ tragen. Hinter jedem Stück verbirgt sich meist eine persönliche Geschichte. Mal sind die Kompositionen inspiriert von einem verrückten Traum, mal durch einen persönlichen emotionalen Moment oder durch eine Alltagssituation. Die Musik des Clemens Gutjahr Trios ist sehr energetisch und die Klangmöglichkeiten der Instrumente werden ständig neu erforscht. Die drei Musiker verstehen sich nahezu perfekt und haben bei ihrem Auftritt mehrfach bewiesen, über welch‘ großartiges musikalisches Talent sie verfügen. Wir können dieses virtuose Jazztrio deshalb auch an jene Musikliebhaber weiterempfehlen, die mit Jazz vielleicht nicht soviel anfangen können. Im Anhang findet ihr einige Momente vom Auftritt, die wir für euch fotografisch festgehalten haben.
[SlideDeck2 id=29662 ress=1]Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Alperia, Pohl Immobilien/Gruppe Unterberger, Salon Habicher, UWB (Untermaiser Würstelbude) unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.