Über Liedermacher und Gänsehaut
Laut Wikipedia ist der Singer-Songwriter (englisch) im Verständnis Bob Dylans vom Begriff des Liedermachers vor allem regional (nordamerikanischer Raum) und stilistisch abzugrenzen. Es gibt darüber hinaus neben dem deutschen Liedermacher den Chansonnier (französisch), den Cantautore (italienisch) bzw. Cantautor (spanisch) sowie den Bard (russisch). Die Inhalte haben in der Regel Bezug zur Erfahrungswelt des Liedermachers und sind persönlich oder auch politisch geprägt.
Wir haben uns vergangenen Samstag zwei Südtiroler Liedermacher in den ost west club eingeladen und einen Abend veranstaltet der ganz im Sinne dieser alten Kunstform gehalten war. Dabei handelte es sich einmal um MATTHIAS PRIETH und um das OACHALE FAN TOULE. Der gebürtige Eggentaler (Prieth) und Ahrntaler (Oachale) sind zwei von wenigen Verbliebenen ihrer Zunft und man darf ohne Umschweife behaupten, dass sie definitiv zu den besten und interessantesten gehören die unser Land zu bieten hat.
Über zwei Stunden lang haben sie ein überaus hellhöriges und aufmerksames Publikum mit ihren Texten, Liedern und Gedanken unterhalten. Rund 50 interessierte ZuhörerInnen fanden an diesem Abend in den club und ließen sich von der wirklich ansprechenden und wohligen Atmosphäre im Salon des Clubs, mit auf eine textliche und gesangliche Reise nehmen. Die beiden Musiker wechselten sich nach rund drei Liedern immer wieder ab und überließen die Bühne dem jeweils Anderen. Das Oachale singt in seinen Liedern vor allem über alte Geschichten aus seiner Heimat und erzählt dabei witzige Anekdoten zu Land und Leuten. Seine Texte haben alleine schon aufgrund des manchmal schwer verständlichen Dialektes immer eine lustige Note und die äußerst angehneme und ruhige Stimme des „Teldras“ tragen unmittelbar dazu bei, dass man diesen Herrn überaus sympathisch finden muss.
Matthias Prieth wiederum stand an diesem Abend für die ernsteren Parts und präsentierte seine Lieder im Gegensatz zum Oachale nur akustisch und mit lauter, aber umso eindrucksvollerer Stimme. Immer wieder hielt Prieth auch inne und trat mit dem Publikum in Kontakt. Dabei sprach er über eine Welt, die sich immer schneller zu verändern scheint und in der immer weniger Platz für Mitmenschlichkeit und Wärme zu haben scheint. Er machte deutlich was er von Menschenfeinden und sogenannten „besorgten Bürgern“ hält, die hinter rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien und Organisationen wie Pegida oder der AfD herlaufen, um ihren Rassimus und Hass über die Schwächsten unserer Gesellschaft auszukotzen.
Nachdem er dies gesagt hatte, zog Prieth aus seinem Rucksack eine Tüte voller kleiner Teelichter und entzündete eine Kerze im Namen der Menschlichkeit. Es war ein atemberaubender Moment und als dann nach und nach immer mehr Menschen aus dem Publikum aufstanden, um es ihm gleich zu tun, war die kleine Bühne im ost west-Salon plötztlich voller kleiner Lichter, die nur noch durch den Gesang und die Gitarrenklänge der Musiker wagten aufzuflackern. Ansonsten war es still und die Gänsehautatmosphäre, die sich immer mehr ausbreitete, erreichte beinahe jede und jeden, die/der dem Konzert der beiden Liedermacher lauschte.
Wir bedanken uns für einen unvergesslichen und wunderschönen Abend bei zwei außergewöhnlich interessanten Menschen und Musikern!
Mit den supercoolen Fotos von Petra Schwienbacher könnt‘ ihr euch ein klein wenig in den Abend zurückversetzen. Muchas gracias liebe Petra! 🙂
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