Von einem ehemaligen Grenzort, anstehenden globalen Katastrophen, gut gewürzten Musikküchen, überragenden Tribute Bands und unschlagbar guten Südtiroler Nachwuchsmusikern – east west’s review #34
Liebe Mitglieder, wir hoffen ihr habt ein angenehmes Oster-Wochenende verlebt und hattet außerdem genauso viel Spaß an den österlichen ost west Veranstaltungen wie wir es hatten. Es war eine Woche voller unterschiedlicher Programmpunkte mit vielen interessanten Erkenntnissen und tollen atmosphärischen Momenten.
Bereits am Dienstag haben wir euch einen Dokufilmabend mit anschließender Diskussion präsentiert. Die beiden Südtiroler Filmemacher Julia Gutweniger und Florian Kofler waren bei uns zu Gast und haben uns ihren neuesten Film Brennero/Brenner präsentiert. Der Film zeigt den ehemaligen Grenzübergang in einem Jahreszyklus und den unterschiedlichsten Momentaufnahmen. In fixen Kameraeinstellungen können die Zuschauerinnen und Zuschauer sich ein Bild von den verschiedenen Situationen des letzten italienischen Ortes machen. Gutweniger und Kofler beobachten Grenzpolizisten bei Kontrollen von Lkw’s, Angestellte bei ihrer Arbeit im großen Outlet-Center, Pro-Flüchtlingsdemonstrationen oder den Güterschwerverkehr der über die Grenze rollt. Der Film ist zugleich beklemmend und aufschlussreich und zeichnet die Geschehnisse vor Ort in langsamen Bildern eindrücklich auf. Anschließend durften wir gemeinsam mit den beiden Regisseuren und dem Meraner Historiker Leopold Steurer unter der Moderation des Wiener Filmkritikers Thomas Taborsky eine spannende Diskussion über die Arbeit zum Film und den historischen Grenzort führen. Steurer erzählte uns dabei von vielen interessanten und nie gehörten historischen Details zum Ort. Gutweniger und Kofler wiederum berichteten uns von den Schwierigkeiten bei den Filmaufnahmen und den Herausforderungen das Filmprojekt ein Jahr lang zu begleiten. Rund 40 Mitglieder hatten an diesem Abend den Weg in den Club gefunden und zeigten mit verschiedenen Fragen und Beiträgen großes Interesse bei der anschließenden Debatte.
Am Mittwoch haben wir euch dann den vorletzten Zigori Club des Jahres im Club präsentiert. Unter dem Titel: „Bauen, Gesundheit, Energie“ hat unser Moderator Markus Lobis mit Klimahaus-Erfinder Norbert Lantschner und dem Architekten Manuel Benedikter über die neuesten Technologien, Trends, aber auch Fehlentwicklungen gesprochen. Vor allem Lantschner war es, der eindringlich davor warnte, dass unser Planet kurz vor einer unabwendbaren ökologischen Krise steht, wenn es nicht alsbald ein radikales Umdenken in den politischen Gremien, aber auch bei den Menschen generell gibt. Seine Kritik richtete sich dabei vor allem auf die ausufernden Emissionswerte in den Bereichen Mobilität, aber auch in der Dämmung und nachhaltigen Sanierung von Gebäuden. Außerdem kritisierte Lantschner die gefährlichen und schon viel zu lange anhaltenden Entwicklungen bei der weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Auch Benedikter stimmte Lantschner in den meisten Punkten zu und erklärte, dass bei entsprechender Sanierung und unter Berücksichtigung der technischen Aspekte eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse möglich sei. So müsste seiner Meinung nach jedes Haus in absehbarer Zukunft nach Klimahaus A Standards gebaut werden, um Emissionswerte entsprechend einzuschränken und entsprechende Ersparnisse im Energiehaushalt zu generieren. Auch aus unserem Publikum (rund 20 Interessierte hatten sich eingefunden) gab es einige interessante und vor allem kritische Einwürfe und Fragen, die einen aufschlussreichen Abend entsprechend abrundeten.
Am Donnerstag hatten wir dann zum zweiten Mal in diesem Jahr unseren Jamsession-maestro Andreas „Underwood“ Unterholzner mit seiner „music kitchen“ zu Gast. Dieses Mal stand der Abend unter den musikalischen Themen Folk, Ethno und Fusion. Die music kitchen setzte sich dieses Mal neben Unterholzner, aus Nico Platter am Piano, Thomas Ebner am Schlagzeug, Simon Rainer an der E-Gitarre und last but not least aus dem überragenden Roberto Badolgio am Bass zusammen. Als special guest durften wir auch dieses Mal der überragenden Stimme von Roberta Staccuneddu lauschen. Die rund 50 Mitglieder im gerammelt vollen Salon im Club schienen jedenfalls ihre helle Freude an den musikalischen Darbietungen dieser überragenden Künstler zu haben. Der Sound wechselte in den verschiedensten Farbklängen von ruhigen Parts, in tanzbare und fetzige Kombinationen und schien sämtliche musikalische Genres wenigstens in kurzen Abschnitten abzudecken. Wir freuen uns schon auf die Tonaufnahmen der music kitchen #2 und können es kaum erwarten euch spätestens zur kommenden Saison die dritte Session mit Unterholzner und Co. anzukündigen. Ohne Umschweife dürfen wir behaupten, dass die music kitchen zu den interessantesten musikalischen Projekten gehört, die man in Südtirol in den vergangenen Jahren erleben durfte.
Am Freitag hatten wir unsere Bühne dann für eine überragend gute Rage Against The Machine Tribute-Band aus der Nähe von Innsbruck reserviert. Die vier Jungs aus Schwaz und Hall von der Gaismair Conspiracy präsentierten uns einen RATM-Klassiker nach dem anderen und das auf eine Art und Weise, die sich absolut sehen und vor allem hören lassen kann. Jeder Fan, der Band um Tom Morello und Co. weiß wie schwierig es ist, den Sound der Band auf überzeugende Art und Weise zu covern, umso beeindruckter waren wir als Gaismair Conspiracy dann loslegten Auch wenn es an diesem Abend ein wenig laut wurde und die alten Gemäuer in der Passeirergasse ordentlich zum Wackeln gebracht wurden, ist es uns wichtig auch solchen Genres immer wieder einen Platz in unserem Programm einzuräumen.
Am Samstag-Abend wurde es dann zwar musikalisch ein wenig ruhiger und gedämpfter im Club, aber stimmungsmäßig war es wieder einmal jener Abende, die man nicht so schnell vergessen wird. Wir hatten uns mit Jonas Oberstaller aus Bruneck und Maximilian Zischg aus Meran zwei der taleniertesten Südtiroler Nachwuchsmusiker aus dem Bereich singer/songwriter eingeladen. Oberstaller startete den Abend mit vielen eingängigen und bekannten Coversongs wie z.B. „Lemon Tree“ oder „Budapest“ von George Ezra. Oberstaller ist gerade einmal 20 Jahre alt beweist aber in seiner Performance großes musikalisches Talent, ausgestattet mit einer überragend guten Stimme. Nach dem Auftritt des Bruneckers gehörte die Bühne dann ganz dem Meraner Lokalmatador Maximilian Zischg, der einen beeindruckenden Fananhang mitgebracht hatte. Der Salon im Club war zu Konzertbeginn um 22.00 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt, rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörer wollten sich den Auftritt des Meraner Nachwuchsmusikers, der erst vor Kurzem mit der bekannten Südtiroler Folkband MAINFELT auf Deutschlandtour unterwegs war, entgehen lassen. Zischg kann mittlerweile mit einer guten Stunde an musikalischem Programm aufwarten, welches sich zu einem Großteil aus selbst geschriebenen Songs zusammensetzt. Vor allem bei den Stücken „creature of the night“, „hopes“ oder „much more“ merkt man, dass man es hier nicht nur mit einem tollen Gitarrenspieler und Sänger zu tun hat, sondern, dass der ebenfalls erst 22-jährige Zischg vor allem großes Können im Schreiben eigener Lieder beweist. Am Ende des Auftrittes war die begeisterte Menge kaum noch einzukriegen, immer wieder wurden Zugaberufe laut und verlangten nach neuen Songs. Auch Maximilian Zischg war nach seinem Auftritt anzumerken, dass ihn dieser Auftritt mehr als nur begeistert hatte. Von allen Seiten gab es Schulterklopfer und Lobpreisungen für den jungen Meraner. Es macht uns auch ein klein wenig stolz, dass Max seine ersten musikalischen Schritte bei uns im ost west club machen durfte und allein schon deshalb werden wir seinen musikalischen Weg weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und hoffen ihn schon alsbald wieder auch bei uns begrüßen zu dürfen.
Das Titelbild und die Fotos im Anhang stammen vom Zigori Club und wurden geknipst von Arno Ebner. Vielen Dank!
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