Everyone is welcome

Am gestrigen Dienstag-Abend fand zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate die Veranstaltungsreihe „we care about refugees“ statt. Der ost west club hatte in Absprache mit den Verantwortlichen des Haus‘ Arnika in der Romstraße und bei den ehemaligen Arbeiterhäusern am Bahnhof zu einer Spendenaktion aufgerufen. Die Liste an benötigten Dingen, vor allem in Anbetracht des herannahenden Winters war genauestens abgesteckt und letztlich konnten auch viele der benötigten Utensilien gesammelt werden. Außerdem wurden auch Geldspenden gesammelt, die dann auch direkt an die Veranwortlichen der Flüchtlingsunterkünfte weitergegeben wurden. Im Rahmen dieser Veranstaltung hatten wir auch sechs unterschiedliche Menschen eingeladen und auf die Bühne im ost west club gebeten, um uns von ihren ganz persönlichen Erfahrungen in Zusammenhang mit dem Thema Flucht zu erzählen.

Dabei handelte es sich einmal um den Südtiroler Fotografen Georg Hofer, der seit einigen Jahren in Verbindung mit Flüchtlingen aus dem Libyenkrieg, die im sogenannten “Fischerhaus” in Vintl steht. Im Rahmen eines gemeinsamen Fotoprojektes, das er mit den Flüchtlingen umgesetzt hat, ist er auf viele “Fluchtgeschichten” gestoßen, die er uns gestern ein wenig näher gebracht hat.

Mit Julia Dalsant, war eine private Flüchtlingshelferin anwesend, die besonders von ihrem persönlichen Engagement in Prissian im „Haus Noah“ berichten konnte und den Schwierigkeiten, die es gerade zu Beginn mit einer Gruppe gegeben hatte, die ihre Ablehnung von Flüchtlingen als Bürgerinitiative von „besorgten Bürgern“ getarnt hatte, berichtet hat. Julia war es immer wichtig, dass sie den Menschen auf Augenhöhe begegnet und jeden so sein lässt wie er/sie ist. Sie hatte außerdem einen Freund, Idahosa Osabuohien der im Haus Noah wohnt, mitgebracht, und der den rund 40 anwesenden Zuhörern, unter die sich auch viele Geflüchtete aus den Ex-Arbeiterhäusern am Bahnhof gemischt hatten, eindringlich veranschaulichen konnte, dass das größte Problem für diese jungen Menschen in den Unterkünften die Langeweile und Beschäftigungslosigkeit ist. Er selbst würde nichts lieber, als irgendwo zu arbeiten, aber dies erlauben die strengen Asylverfahrensregeln aktuell leider nicht.

Mit Ivo Passler war außerdem ein sehr engagierter Kulturanthropologe, Mitglied bei BINARIO1 und Koordinator der EineWeltGruppe-Lana (OEW) anwesend. Er ist wie viele andere der Meinung, dass die Politik gerade in der Flüchtlingsfrage komplett versagen zu scheint, und dass das persönliche Engagement eines jedes Einzelnen deshalb umso wichtiger und entscheidender seind wird. Es liegt an uns, ob wir aktiv werden, den Menschen auf Augenhöhe begegnen und uns mit der Problematik insgesamt kritischer auseinandersetzen.Wichtig war es ihm auch zu betonen, dass die Fluchtursachen so unterschiedlich sind, wie die Menschen selbst und, dass man endlich aufhören sollte, Flucht zu kategorisieren und in sogenannte „gute“ und „schlechte“ bzw. Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge einzuteilen.

Zudem hat uns mit Andrea Tremolada auch ein Verteter der Hilfsorganisation Volontarius besucht und uns erklärt wie die Situation insgesamt in Südtirol aussieht. Wieviele Menschen sind in den Unterkünften untergebracht und wieviele Menschen Südtirol als Transitland nutzen, um nach Deutschland oder weiter in die nördlichen Länder Europas zu gelangen. Weiters hat er uns von dem in Bozen vor zwei Wochen stattgefundenen Fackellauf der rechtsextremistischen Casa Pound erzählt, und wie schwer es für die Verantwortlichen im Flüchtlingsheim war, den Geflüchteten zu erklären, warum diese Personen für eine Schließung des Heims protestieren würden.

Außerdem hat uns unser Nachbar Sidi Djallo, der eine Arbeit als Schneider bei der Schneiderei Moujo gefunden hat wie schon so oft einen Besuch abgestattet und erzählt, wie er letztlich in Meran gestrandet ist. Er berichtetet darüber wie froh er sei, dass Menschen Vertrauen in ihn gehabt hätten und ihm dadurch erst diese Chance ermöglicht haben.

Es war ein sehr aufschlussreicher Abend mit vielen neuen inputs und Informationen. Wir werden den Schwerpunkt Flucht wie bereits angekündigt, auch weiter thematisieren und Veranstaltungen organisieren, die sich mit der Problematik auseinandersetzen. Vielen Dank an alle Besucher für das Interesse, die Sach- und Geldspenden und, dass sie mit offenen Ohren und Herzen durch das Leben gehen und aufzeigen was gelebte Solidarität bedeutet.

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