Kein Vergessen!

Rund 30 Interessierte nahmen am antifaschistischen Stadtrundgang in Meran unter der Leitung von Joachim Staffler teil. Studenten, Familie mit Kindern, an der Stadtgeschichte Interessierte mit und ohne Rad.

Auf dem Mazzini Platz traf man sich vor dem Alpini Denkmal. Joachim Staffler sprach über die „zweigeteilte“ Gedächtniskultur, wobei italienisch und deutschsprachige Südtiroler oftmals unterschiedliche Rituale pflegen.

In der XXX. April Straße waren genau an diesem Tag im Jahre 1945 zehn Menschen erschossen worden. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges (8. Mai 1945) feierten die Menschen in vielen Städten den sich abzeichnenden Frieden. In Meran, in der vormaligen Burggrafen-Straße – heute XXX. April Straße feuerten SA-Leute Maschinengewehrsalven in die Menge, zahlreiche Verletzte und zehn Tote waren die erschreckende Bilanz dieser letzten Kriegshandlung in der Passerstadt.

Der Toten erinnert wird auch auf einer Gedenktafel, die in beachtlicher Höhe, auf dem Meraner Stadttheater angebracht ist. Wenig spektakulär, fast verschwindend an der Jugendstilfassade sichtbar, links vom Haupteingang

Vor dem Balila-Haus – dort wurden 50 Meraner Juden im Keller gefangen gehalten, um von dort aus deportiert zu werden – erinnert eine Gedenktafel und die Statue eines trauernden Mädchen als diese Verbrechen. Nur wenige der Stadtrundgänger kannten diesen Ort. Ein anonymer Innenhof, in den sich nur die Anrainer „trauen“ ist wohl kaum der geeignetste Ort für ein Mahnmal dieser Bedeutung.

Bei dem Rundgang richtete der Referent immer wieder die Aufmerksamkeit auf die im Asphalt versenkten Pflastersteine. Das europaweit laufende Projekt  „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig, erinnert auch in Meran an die Opfer des Nationalsozialismus. Einige der Teilnehmer nahmen sich jeden einzelnen Stolperstein vor, pflegten und putzen ihn sorgsam und stellten eine Kerze, sowie einen kurzen Text neben die jeweiligen Gedächtnisorte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Meran

Das Passeirer Tor war der letzte Schauplatz dieses historischen Stadtrundgangs. Joachim Staffler berichtete u. a., dass das Passeirertal als Hochburg der Südtiroler Partisanen-Bewegung galt. Erhebungen gegen die Diktatur gab es aber auch an vielen weiter Orten Südtirols. So fanden auch die Kriegsdienstverweigerer Erwähnung in dem bereichernden und erhellenden Vortrag. Die Bedeutung solcher Initiativen und das Hochhalten der Erinnerungskultur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein großer Dank geht an die Organisatoren und Initiatoren von „Meran resiste – Gruppe 25. April“

Text: Sonja Steger

In der Fotogalerie könnt‘ ihr euch einen Eindruck vom Stadtrundgang machen:

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