LiteraturClub – Der lange Literaturabend

Liebe Mitglieder und Freund*innen des ost west country club, am Mittwoch 5. September präsentieren wir euch den insgesamt sechsten, aber vorerst letzten LiteraturCLUB des Sommers bei uns. Ab dem 3. Oktober geht es dann wieder regulär und regelmäßig (immer am ersten Mittwoch des Monats) weiter mit unseren Literaturabenden, die natürlich auch weiterhin von unserer Vorstandskollegin Sonja Steger betreut werden.

Am Mittwoch 5. September veranstalten wir deshalb noch einmal einen wirklich speziellen Abend mit insgesamt drei Veranstaltungspunkten. „Der lange Literaturabend“ präsentiert insgesamt drei unterschiedliche Programmpunkte. Dabei freuen wir uns auf die Publikation von Eugen Galasso, die Vorstellung der 141. Ausgabe der Kulturelemente mit Hannes Egger und Haimo Perkmann, sowie die Buchvorstellung von „Halb ländlich“ von Sandro Ottoni. Vorgesellt wird das Buch von Dominikus Andergassen und gleichzeitig freuen wir uns sehr, dass die bekannte Südtiroler Historikerin Martha Verdorfer eine Einführung zum Buch geben wird.

Das Programm auf einen Blick sieht folgendermaßen aus:

18:30 Uhr: Professor Eugen Galasso stellt seine Publikation  „Egmont Jenny, un socialdemocratico nella politica del Südtirol“ vor (I/D) – Ehrengast: Dr. Egmond Jenny jun.

19:30 Uhr: Vorstellung der Kulturelemente Nr. 141 – Literatur ist politischer als politische Literatur – mit Hannes Egger und Haimo Perkmann

20:00 Uhr:  Buchvorstellung Sandro Ottoni: Halb ländlich – Vorgestellt von Dominikus Andergassen – Einführung von Martha Verdorfer


Eugen Galasso
Egmont Jenny, un socialdemocratico nella politica del Südtirol

Der Freidenker Eugen Galasso ist Dozent für klinische Pädagogik an der Universität Florenz; u. a. hält er Kurse für „onirisches“ Zeichnen. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre unterrichtete er an Meraner Oberschulen und verfasste u.a. Theaterkritiken für den Mattino dell’Alto Adige.

Eugen Galasso, nato a Bolzano di famiglia mistilingue, da subito abituato alla lettura, plurilaureato e insignito di vari master e diplomi post-universitari. E’ ricercatore in pedagogia clinica e reflecting presso l’ Università di Firenze. Autore di vari libri e saggi, anche di poesia e di racconti; è stato anche incluso in varie antologie. Da „Poesia, musica e rabbia“(Milano, 1988), ma anche da alcuni saggi precedenti , su David Lazzaretti & CO., al“Camillo Berneri“, ultimo di una serie di volumetti sulla storia del socialismo, scrive saggi e articoli per“Pedagogia clinica“, „Nuovi Orizzonti“, „Il Cristallo“, „Cenerentola“, „Le Muse“, „Il Margine“ed è direttore responsabile della rivista letteraria „Latmag“, nonché conferenziere, critico letterario e teatrale, talora musicale. Teologo.

 

Kulturelemente #141
Vom narrativen und politischen Anspruch in der Literatur

Die Ausgabe Nr. 141 der Kulturelemente zur zeitgenössischen Literatur entstand in Kooperation mit dem Südtiroler Künstlerbund. Dabei rücken die literarischen Beschreibungen und Beobachtungen regionaler Realitäten seitens der jüngsten Generation von Autoren und Autorinnen ins Zentrum der Frage mit welchen literarischen Mitteln heute das Spannungsverhältnis zwischen narrativem und politischem Anspruch bewältigt werden kann. Zu diesem Thema wurde der Literaturwissenschaftler Sigurd Paul Scheichl um Fragen und Antworten gebeten.

Nachdem die Suche nach neuer Literatur überaus ergiebig war, hat die Kulturelemente das Heft um vier Seiten erweitert. Darin finden sich Gedichte der Poetry Slammerin Eeva Aichner, aber auch Erstveröffentlichungen junger Autorinnen wie Judith Maier und Lorena Pircher. Neuigkeiten gibt es auch von Kinderbuchautor Marcel Zischg, der seine Geschichten weniger als Bücher für Kinder denn als Texte über die Kindheit begreift.

Sprachübergreifende Literatur aus Südtirol erscheint regelmäßig im Meraner Alphabeta Verlag, in je deutscher oder italienischer Übersetzung; exemplarisch dafür die neue Erzählung von Sandro Ottoni über eine Kindheit im heute verschwundenen Bozner Semirurali Viertel. Neben einem kleinen Auszug aus dieser Erzählung sprechen die Kulturelemente sowohl mit dem Autor als auch dem engagierten Verlagsleiter Aldo Mazza über sein Werk. Mit dem neuen Hörspiel von Wolfgang Nöckler, „Rhetorik oder Fische sind schlechte Biographen„, das beim Tiroler Dramatikerfestival vorgestellt wurde, befasst sich Marianna Kastlunger. Das Stück thematisiert unter anderem die sprachliche Unzulänglichkeit im Diskurs rund um die Flüchtlingspolitik und geht der Frage nach, ob wir unsere Sprache in der aktuellen politischen Situation an ihre ausdrückliche Grenze bringen?

Halb ländlich
Bozen 1966. Eine Kindheit im „Semirurali“-Viertel“

Diese Geschichte schildert ein Jahr im Leben des kleinen Jungen Giacomo Chiodi; er erzählt vom ein fachen Leben in ärmlichen Verhältnissen in den sogenannten „Semirurali“, einem am südlichen Stadtrand von Bozen gelegenen und im Zuge der Industrialisierung während der faschistischen Herrschaft aus dem Boden gestampften Viertel für die zugewanderten italienischen Arbeiterfamilien. Die in die ehemaligen Obstwiesen am südlichen Stadtrand hineingebauten zweigeschoßigen Häuschen mit Gemüsegarten und Kleinviehstall für durchschnittlich vier Familien, alle nach einem einheitlichen Muster geplant und gebaut, waren einerseits als zusätzlicher Magnet gedacht, Bauern aus den anderen italienischen Provinzen für die gerade entstehende Bozner Industriezone anzuwerben, andererseits der beinahe ausschließlich deutschsprachigen Bevölkerung ein italienisches Gegengewicht gegenüberstellen zu können. Für ein Kind, das in den sechziger Jahren in diesem „halb ländlichen“ Viertel (ital. = „semi-rurale“) aufwuchs, spielte das alles keine Rolle mehr; eine viel größere aber spielte die ziemlich große Freiheit, die eine Kindheit in diesem Umfeld voller breiter Straßen, enger Gässchen, Gärten, Wiesen und geheimnisvoller Winkel, und auch die relative Nähe zur “Stadt” bot – häufig trotz eines Lebens am Rande der Armut.

Aus dem Italienischen übersetzt von Dominikus Andergassen.

Sandro Ottoni, in Bozen geboren und aufgewachsen, studierte Philosophie in Florenz, lebt derzeit in Bozen. Bei Edizioni alphabeta Verlag sind folgende Erzählungen von ihm erschienen: Il divano, 2010 (2011 mit dem Titel Das Sofa ins Deutsche übertragen im Sammelband Stille Post), Undici tra slochi. Vita di Gemma (2011), La signora dei Cavalli (2017). Im Verlag Silvana Editoriale Suonate pure voi. Io ho suonato abbastanza (2007); im Auftrag des Teatro Stabile di Bolzano in Zusammenarbeit mit Andrea Castelli Acciaierie (2009). Die vorliegende Erzählung erschien 2006.