Über Dokufilme, die zum Kritischen Denken anregen und ein ambitioniertes Alternative Rock-Trio mit Lokalkolorit – east west’s week review #89
Liebe Mitglieder, warum weder wir, noch unsere Musiker uns die Stimmung von den ganzen Hiobsbotschaften der vergangenen Woche vermiesen haben lassen und wieso man auf all das, was da von Desert May Bloom noch kommen mag, mehr als nur gespannt sein darf, erzählen wir euch wie immer bei unserem east west’s week review (#89) am ersten Weihnachtstag und auf den folgenden Zeilen.
Trotz der Hiobsbotschaft, die wir Mitte der Woche von der Gemeinde Meran in Bezug auf den Umzug ins Bersaglio Gebäude mitgeteilt bekommen haben und unserem anschließend kommunizierten Rückzug aus dem Projekt, haben wir die Clubwoche bereits am Dienstag mit der Vorführung des Dokufilms Hamburger Gitter begonnen. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal für die unzähligen Solidaritätsbekundungen, nicht nur aus Meran sondern auch darüber hinaus sehr herzlich bei euch allen bedanken! Es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass der Club mittlerweile eine so breite gesellschaftliche Unterstützung erhält und, dass die Menschen dieses Projekt gemeinsam mit uns weiter voranbringen wollen.
Unter dem Titel „Der G-20 Gipfel als Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ haben wir uns mit rund 40 interessierten Mitgliedern einen wirklich eindrücklichen Film angesehen, der die Vorkommnisse des G-20 Gipfels in Hamburger im vergangenen Sommer 2017 zum Inhalt hatte. Der Film zeigt auf beeindruckende Weise, wie die zu tausenden angerückten Polizeibeamten eine Demonstration teilweise dazu missbraucht haben, um ihre Schlagkraft zu demonstrieren. Teilweise wurden Demonstraten mit militärischer Vorgangsweise, an in ihrem Demonstrationsrecht behindert. Es gab Dutzende Verletzte durch den extremen Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Das es nicht zu schwereren Unfällen oder gar Toten gekommen ist, war wahrscheinlich nur verschiedenen glücklichen Umständen geschuldet. Die Aufnahmen, die im Film vorkommen sind teilweise schockierend und zeichnen ein Bild, das einen Polizeiapparat zeigt, der die Situation nicht mehr wirklich unter Kontrolle hatte. Auch wenn es natürlich und unbestritten auch einige sogenannte Krawalltouristen gab, die den Auftritt der Vertreter*innen der größten Industrieländer nutzen, um ordentlich „auf den Putz zu hauen“, muss kritischerweise festgestellt werden, dass die Politik und in der Folge die staatlichen Kräfte das rechte Maß vermissen ließen. Im Film kommen außerdem unterschiedliche Menschen zu Wort, die als Aktivist*innen, Journalist*innen oder Gewerkschaftler*innen die Geschehnisse vor Ort beobachtet, oder am eigenen Leib mitbekommen haben. Anschließend an die Vorstellung des Films haben wir mit Mara, die selbst als Übersetzerin bei Hamburger Gitter mitgewirkt hat und Teil des Left-Vision Kollektivs ist, sowie Denny über die Doku und die Vorkommnisse in Hamburg diskutiert. Beide zeichneten ein erschreckendes Bild und zeigten anhand verschiedenster Beispiele auf, wie sehr sich die Polizei in Deutschland, aber auch in anderen Ländern immer mehr Kompetenzen erarbeitet hat, die teils verfassungsrechtlich geschützte Gesetze zunichte machen. Es entstand dann auch mit unserem Publikum eine lebhafte Diskussion mit vielen Fragen an unsere Gäste. Es war für uns sehr spannend zu sehen, dass auch einige Oberschüler*innen gekommen war und sich sehr interessiert zeigten. Es ist uns wichtig, dass unsere jüngeren Mitglieder sich auch mit schwierigen und ansonsten kaum besprochenen Themen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen und so kritisches Denken an den Tag legen und Dinge aus neuen Perspektiven betrachten und hinterfragen. Wir bedanken uns bei Mara und Denny, die extra den weiten Weg aus Berlin und Innsbruck auf sich genommen, um nach Meran zu kommen und beim Left-Vision Kollektiv für das Zurverfügung Stellen des Films. Im Anhang findet ihr einige Fotos von Sara Mostacci vom Abend.
Am Mittwoch haben wir unsere Räumlichkeiten wieder für unsere tangobegeisterten Mitglieder geöffnet. Johannes Ortner und Co. sorgten zum letzten Mal im alten Jahr bei der Noche de Tango für die nötige musikalische Umrahmung und zeigten allen Interessierten die ersten Tanzschritte. Der Tangoabend findet im Club an jedem dritten Mittwoch des Monats statt. Zum vierten Tangoabend der Saison waren am vergangenen Mittwoch rund 10 Tanzpaare gekommen, um in wunderbarer Atmosphäre in unserer kleinen Tangohöhle zu den feinsten Milonga-Klängen über den Tanzboden zu schweben. Der nächste Tangoabend findet dann wieder am Mittwoch 16. Jänner statt.
Am Donnerstagabend haben wir euch dann auch gleichzeitig den letzten Lindy Hop Abend des Jahres präsentiert, wo wieder munter drauflos getanzt werden durfte. Unsere tanzfreudigen Mitglieder rund um Katharina und Co. waren gekommen um zum ersten Mal nach der langen Sommerpause in Club zu tanzen. Wir bedanken uns bei der Gruppe Swing On Südtirol, die immer wieder aufs Neue die Organisation dieser tollen Abende übernimmt. Der Lindy Hop Abend findet weiterhin regelmäßig am vierten Donnerstag des Monats statt und deshalb dürft ihr euch im neuen Jahr den 24. Jänner schon fest vormerken.
Am Freitag hatten wir mit Desert May Bloom eine Band eingeladen, die uns zum ersten Mal schon im Sommer auf unserer ost west country club Bühne besucht hat. Da der Auftritt schon im Sommer sehr vielversprechend war, haben wir sie schon damals kurzerhand und für diesen Dezember-Termin zu uns eingeladen. Vorher hat uns mit Ramon de Lima, der ehemalige Frontsänger der Dirty Lovers außerdem zum ersten Mal sein Soloprogramm vorgestellt. Auch sein erster Bühnenauftritt mit vielen selbstgeschriebenen Songs war sehr vielversprechend und macht Lust auf mehr. Und das Konzert von Moritz (Stimme/Gitarre), Simon (Bass/Effekte) und Jonathan (Schlagzeug) wurde zu einem der bisher besten Auftritte der Saison im Club. Der Club war fast bis auf den letzten Platz gefüllt und mehr als 80 Menschen waren gekommen, um die drei Wahlwiener bei einem ihrer seltenen Südtirol-Konzerte live und in Farbe zu erleben. Desert May Bloom spielen eine Mischung aus Alternative Rock und Indie und sind damit eine Band, die sich an eine Musikrichtung herantrauen, die hierzulande kaum noch existent ist. Wenn man die überaus variable Stimme von Frontsänger Moritz hört, kommt es nich von ungefähr, dass man an Szene Größen wie Iggy Pop oder The Hives denkt. Die Dreierkombination aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ist wie immer bei guter Rock-Musik sehr wohl ausreichend und zeigt, dass auch minimalistische Bandprojekte mit einer Reduzierung von allzuviel technischem Schnickschnack immer noch eine gute Figur hinterlassen, wenn sie ihren Sound konsequent durchbringen und ihr Instrument mit der nötigen Ernsthaftigkeit einüben und in der Folge beherrschen. DMB sind aktuell eines der vielversprechendsten und spannendsten, neuen Bandprojekte in unserem Land und man darf wirklich sehr gespannt sein, was der Meraner, Seiser und Völser in Zukunft noch anbieten werden. Wir haben uns außerdem über die tollen Statements von Bandleader Moritz gefreut, der sich genauso enttäuscht und verärgert über das Nicht-Vorankommen der Causa-Bersaglio gezeigt hat, wie wir. Wir wissen gerade solch öffentliche geäußerte Solidaritätsbekundungen und vor Publikum sehr zu schätzen. Insgesamt kann man nur hoffen, dass die drei jungen Herren weiterhin am Ball bleiben und sich auch von Rückschlägen nicht einschüchtern lassen. Ein erstes professionelles Musikvideo ist bereits in Planung und alsbald soll dann auch die erste CD-Pressung erfolgen. Gerade der Schritt hin, den wirklich coolen Sound in einem professionellen Tonstudio aufzunehmen und sämtliche Live-Interferenzen und Ungenauigkeiten zu beseitigen, wird der Band zu einem weiteren Sprung nach vorne verhelfen und dafür sorgen, dass noch mehr Menschen auf die wirklich tolle Musik aufmerksam werden. Wir freuen uns wirklich sehr, dass es weiterhin viele junge Musiker*innen gibt, die mit der entsprechenden Bestimmtheit an einem Projekt arbeiten und diese Ansprüche auch entsprechend offensiv formulieren. Wir getrauen uns zu wetten, dass wir von Desert May Bloom in den nächsten Jahren noch so einiges zu hören bekommen werden. Und bis dahin und für diesen Weg wünschen wir ihnen viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Im Anhang findet ihr einige coole Fotos, geknipst von Felix Gasser.
[SlideDeck2 id=23194 ress=1]Am Samstag haben wir die vorletzte Woche im Club dann mit dem Auftritt des Red Haze Soundsystem beschlossen. Lookino, Crad und Omar haben uns ein dreistündiges Set bestehend aus Selecta-Stücken und einem Live-Auftritt beschert, der unseren kleinen Underground Raum, wie immer in eine Saunaanlage mit guter Musik verwandelt hat. Mehr als 70 interessierte Mitglieder haben zu feinsten Reggae-, Dancehall- und Rapklängen getanzt. Auch wenn es die Band Red Haze in ihrer gesamten Formation nicht mehr gibt, so haben die drei jungen Herren dennoch gezeigt, dass ihnen ihr musikalisches Projekt durchaus wichtig ist und mit der Lösung es auf ein Dj-Projekt zu beschränken, eine entsprechende Fanbase erhalten können. Die Stärke der drei italienischsprchigen Südtiroler liegt darin, dass sie sich an den Mikrofonen nahezu genial ergänzen. Lookino kommt eher aus dem Reggae und vor allem Dancehall und Crad wiederum fühlt sich eher im Hip Hop zuhause. Omar wiederum ist die perfekte Schnittstelle zwischen den zwei Musikstilen und so ist der Live-Sound des Red Haze Soundsystem eine rundum gute Sache, die immer wieder für viel Stimmung und Freude bei den Konzertbesucher*innen sorgt. Wir bedanken uns für einen kurzweiligen-guten Musikabend!
Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Alperia, Pohl Immobilien/Gruppe Unterberger, Salon Habicher, unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.