Über nicht allzu glückliche Kühe, magische Heilpflanzen, eine Band auf der Suche nach einem Namen und eine Holzbühne, die nicht zum ersten Mal als Sprungbrett diente – east west’s week review #49

Liebe Mitglieder, beim insgesamt 49. ost westlichen Wochenrückblick, dreht sich dieses Mal alles um den bekanntesten Südtiroler Filmemacher, Cannabis als Heil- und Rauschmittel, einem neuen Südtiroler Musikprojekt auf der Suche nach einem Bandnamen und unsere kleine Holzbühne, die schon vielen Musikerinnen und Musikern als Sprungbrett gedient hat.

Am vergangenen Dienstag hatten wir die große Ehre den überaus interessanten Dokufilm „Das System Milch – Die Wahrheit über die Milchindustrie“ von und mit Andreas Pichler bei uns im Club zu zeigen. Der kleine Salon in der Passeirergasse war an diesem Abend restlos und bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 50 Mitglieder haben sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen an der Filmvorführung und der anschließenden Diskussion teilzunehmen. Der Film zeigt eindrucksvoll auf welch‘ großen Einfluss die Milchwirtschaft auf unser politisches System, unsere Gesellschaft und den einzelnen Milchbauern hat. Bis auf wenige rühmliche Ausnahmen wie den Vinschger Biobauern Alexander Agethle, macht der Film deutlich welch‘ große Probleme dieses System Milch mit sich bringt. Wer sich für dieses Thema interessiert, dem legen wir wärmstens ans Herz diesen Dokufilm bei der nächsten Gelegenheit anzusehen. Regisseur Andreas Pichler hat unserem Moderator Thomas Kobler anschließend an den Film Rede und Antwort gestanden und uns von seinen Erfahrungen auf seiner Reise rund um die Welt berichtet. Auch unser Publikum hat sich mit interessanten Fragen und Statements rege an dieser Debatte beteiligt und für uns alle war es ein überaus spannender und aufschlussreicher Abend mit vielen neuen Erkenntnissen. Andreas Pichler hat uns am Dienstag bewiesen, dass er nicht ohne Grund ein verdienter Grimme-Preisträger ist, sondern er ist ebenso ein überaus angenehmer und ruhiger Mensch, der absolut unprätentiös über seine herausragend gute Arbeit spricht. An dieser Stelle möchten wir uns deshalb nochmals sehr herzlich bei ihm für seinen Besuch und seine Disponibilität bedanken! Noch diese werden wir euch übrigens die insgesamt sechste Ausgabe von Ost West TV vorstellen. Dieses Mal und wie könnte es anders sein, mit einem Bericht zur Filmvorführung „Das System Milch“ und vielen tollen Interviewpartnern und O-Tönen vor und nach der Veranstaltung. Samuel Heuberger Reichert war bei uns unterwegs und hat den Abend mit seiner Filmkamera begleitet.

Am Mittwoch haben wir euch dann die zweite Game Night der Saison präsentiert. Zusammen mit dem Moaser Spieletreff organisieren wir diesen Spieleabend, der unseren Mitgliedern die Möglichkeit bieten soll neue Gesellschaftsspiele kennenzulernen und sich gemeinsam in lockerer Atmosphäre zu unterhalten. Leider haben dieses Mal nicht soviele Spielerinnen und Spieler den Weg in den Club gefunden wie beim ersten Mal. Wir hoffen, dass sich für die Dezember-Ausgabe am 21.12 wieder ein paar Spielfreudige mehr finden lassen.

Am Donnerstag durften wir dann eine besondere Informationsveranstaltung bei uns erleben. Unter dem Titel „Cannabis is medicine“ haben wir gemeinsam mit dem Cannabis Social Club Bozen einen Abend veranstaltet, der unseren Mitgliedern die Möglichkeit eröffnet hat, sich mit dem Thema Medizinisches Cannabis im Detail auseinanderzusetzen. Peter Grünfelder, der Präsident des Bozner Vereins leitete in den Abend ein und anschließend durften wir den sehr interessanten und aufschlussreichen Ausführugen des Bozner Arztes Roberto Pittini zuhören und dabei erfahren, dass gerade durch die jahrzehntelange Prohibition und Kriminalisierung dieser schon seit jahrtausenden existierenden Heilpflanze in unseren westlichen Ländern viele Chancen und Möglichkeiten vertan wurden, sich eingehender mit der Wirksamkeit und Kraft von Cannabis auseinanderzusetzen. Anschließend hatten wir die Gelegenheit den ersten Cannabis-Patienten Italiens Stefano Balbo bei uns zu begrüßen. Balbo, der aus Meran stammt, hat als erster in Italien Sativex, ein Medikament auf Cannabis-Basis, verschrieben bekommen, um seine Schmerzen, als Multiple Sklerose-Patient zu lindern. Sativex ist eine Pflanzenextraktmischung aus den Blättern und Blüten der Hanfpflanze Cannabis sativa. Balbo sprüht sich das Medikament unter die Zunge. Die Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit, Appetit und Vergnügen. Cannabis lässt Balbo sein Leiden vergessen. Patienten mit multipler Sklerose, die Probleme mit Spasmen haben, können dieses Medikament kostenlos nutzen. Balbo berichtete uns zudem, dass das pflanzliche Medikament seinem Leben wieder einen Sinn gegeben hat und er heute deshalb fast alles tun kann. Er lebe mittlerweile ein normales Leben und ist sehr froh darüber, dieses Medikament verwenden zu dürfen. Anschließend an die Vorträge von Grünfelder, Pittini und Balbo fand unter den rund 25 anwesenden Mitgliedern eine äußert interessante Diskussion über das Thema statt. Vor allem die strafrechtlichen Folgen, die mit dem Konsum von Cannabis einhergehen, wurden eingehend diskutiert. Wir bedanken uns bei unseren Gästen und Besuchern für einen aufschlussreichen und interessanten Abend.

Am Freitag fand dann die dritte Jamsession der Saison statt. Es hatten sich wieder viele Musikerinnen und Musiker eingefunden unter anderem wieder Giuseppe Arena oder Johannes Steiner Ender, um gemeinsam bei uns Musik zu machen. Besonders hervorheben möchten wir an dieser Stelle den allerersten Bühnenauftritt von Emma Störk vor Publikum. Die noch sehr junge Musikerin hatte zusammen mit unserem Jamsession-Maestro Andreas Unterholzner drei ihrer Lieblingssongs (u.a. James Bay – „Let it go“ und Bob Dylan – „you’re gonna make me lonesome when you go) einstudiert. Als sie unsere Bühne betrat, konnte man ihr ihre Aufregung mehr als nur deutlich ansehen. Aber als sie sich dann ein wenig an die ungewöhnte Situation gewöhnt hatte und zu singen begann, legte sich das Lampenfieber und sie bescherte den vielen anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörern ein Konzerterlebnis, das wir alle so schnell nicht vergessen werden. Emma beeindruckte mit einer überragend guten Stimme und großer Textsicherheit. Im kleinen Salon in der Passeirergasse war es plötzlich muxmäuschenstill und das Staunen unserer Mitglieder über soviel gesangliches Talent war spürbar mit Händen zu greifen. Als sie zum Schluss ihres Auftritts „Who knew“ von Pink anstimmte, waren die Besucher im Club nicht mehr zu halten und zum Schluss gab es dann tosenden Applaus für diese talentierte Meraner Nachwuchsmusikerin. Wir hoffen, dass uns Emma spätenstens bei der nächsten Christmas-Jamsession am Dienstag 26. Dezember wieder besucht und wir noch einiges von ihrer tollen Stimme zu hören bekommen. Wir sind stolz auf Emma und freuen uns sehr, dass der Club wieder einmal und wie schon viele Male zuvor jener Ort bzw. das Sprungbrett für eine vielleicht neue musikalische Karriere sein durfte.

Am Samstag durften wir dann zum ersten Mal ein neues musikalisches Projekt mit dem Titel Raphael & Marlene in concert bei uns begrüßen, das am Ende des Abends für einen brechend vollen Club sorgte (rund 60 Mitglieder waren gekommen) und wieder einmal eine absolut magische Atmosphäre in unserem Musiksalon schaffte. Raphael Gamper (Gitarre) und Marlene Basso (Stimme), die ehemaligen Mahana-Mitglieder und Initiatoren dieses Projektes hatten sich mit Samir Amato (Perkussionen) und Markus Pamer (Bassklarinette) musikalische Verstärkung geholt und uns eine Songauswahl von musikalischen Klassikern und Ohrwürmern präsentiert, die von ihnen neu aufbereitet und interpretiert wurden. Gamper gehört mittlerweile zu den wohl taleniertesten Südtiroler Gitarristen überhaupt und die Stimme von Marlene Basso ist schon seit Langem kein Geheimtipp mehr unter den Musikschaffenden unseres Landes. Gerade deshalb und durch die Unterstützung von Amato und Pamer hat sich so innerhalb weniger Monate und in vielen Probestunden eine neue Band zusammengefunden, die wir euch wärmstens ans Herz legen möchten. Auch wenn die vier Musiker noch keinen Bandnamen für dieses besondere Projekt gefunden haben, war es am Samstag allen Anwesenden eine Freude, diesen noch sehr jungen Musikern zu lauschen und sich von der teils mystischen Musik bezaubern zu lassen. Neben Stücken von Led Zeppelin sind uns besonders die Songs von John Butler (Ocean) oder Massive Attack (Teardrop) in Erinnerung geblieben, die es wieder einmal schafften schon so manche Ostereier-Gedanken (¡Feliz cumple!) zum Vorschein zu bringen und gleichzeitig voller Freude und Traurigkeit in Erinnerung an besondere Zeiten zu schwelgen.

Im Anhang findet ihr eine tolle Fotoauswahl von der Dokufilmvorführung mit Andreas Pichler, geknipst von Laurin Mayer. Vielen Dank!

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