Von trennenden Sprachelementen und ernstzunehmendem musikalischen Underground – east west’s review #23
Liebe Mitglieder, die letzte Woche im Januar hat mit einem äußerst philosophischen Diskussionsabend begonnen und wurde am Samstag Abend mit einer unvergesslichen Veranstaltung beendet, die wieder einmal bewiesen hat, wie vielfältig die Südtiroler Musikszene ist und wieviele talentierte junge Nachwuchsmusiker es bei uns gibt. Aber der Reihe nach.
Am Mittwoch haben wir bei der ersten Ausgabe des Jahres von „la ampada verde“ unter dem Titel „la lingua che duole“ mit Alessandra Spada (Präsidentin des Frauen-Stadtarchivs in Bozen) und Professor Hans Drumbl (LUB) sowohl über das neue Matura-System in Südtirol gesprochen, als auch darüber debattiert, welche Schwierigkeiten es zwischen Brenner und Salurn gibt, wenn es darum geht eine der beiden Landessprachen in den Schulen zu unterrichten. Es war ein sehr aufschlussreicher und spannender Abend, in welchem vor allem Drumbl immer wieder darauf verwies, dass in Südtirol vor allem über Sprache bzw. Linguistik politische Grabenkämpfe ausgetragen würden, die letztlich nur dem einzelnen Schüler bzw. der einzelnen Schülerin schaden würden. Sprache würde hierzulande immer noch als trennendes, anstatt als einendes Element benutzt werden und gerade der Einsatz der dialektalen Sprache wäre laut Drumbl immer noch eine Art Waffe, um die ethnische Trennung in diesem Land aufrecht zu halten. Es hatten sich rund 20 interessierte Besucherinnen und Besucher eingefunden unter welchen natürlich viele Lehrerinnen und Lehrer zu finden waren und sich überaus engagiert an der Debatte beteiligten. In seiner unnachahmlichen Weise hat unser Moderator Gabriele Di Luca wieder durch den Abend geführt und wir freuen uns jetzt schon anzukündigen, dass die nächste „lampada verde“ am Mittwoch 22. Februar stattfinden wird.
Am Donnerstag haben wir dann in Zusammenarbeit mit dem alpha beta-Verlag den ersten LiteraturCLUB des Jahres veranstaltet. Die Lesung war ein Teil der Veranstaltungsreihe „Giornata della Memoria“ in Meran. Nach der Einführung durch unsere Vorstandskollegin Sonja Steger hat der Autor Gianfranco Mattera uns an diesem Abend seinen ersten Roman „I fiori di Parigi“ vorgestellt und in einer gemeinsamen zweistimmingen Lesung mit Elisabetta Scavazza Einblicke in sein neuestes Werk gewährt. Der Roman erzählt vom Paris der 1930er Jahre und der Zeit des Nationalsozialismus und ist bei rund 10 Literaturinteressierten, die sich bei uns eingefunden hatten, auf großen Zuspruch gestoßen. In wohliger Atmosphäre wurde rund um unseren kleinen Ofen ein spannender Literaturabend verbracht.
Tags darauf und wie immer am letzten Freitag des Monats durften wir euch dann die erste Jamsession im Jahr 2017 präsentieren. Auch wenn sich dieses Mal nicht soviele Musikerinnen und Musiker wie noch im Dezember auf unserer kleinen Holzbühne versammelt hatten, wurde unter der Leitung von maestro Andreas Unterholzner wieder bluesiger, folkiger und rockiger Sound angeboten und unser Publikum schien großen Spaß an dem zu haben, was an diesem Abend wieder beim gemeinsamen Musizieren dargeboten wurde. Merkt euch schonmal den Februar-Termin am 24.2. vor, wenn es wieder heißt „Let’s jam!“.
Am Samstag haben wir unseren Mitgliedern dann einen Abend präsentiert, der ganz im Zeichen des Undergrounds und der Subkulturen stand. Unter dem Titel „Straight from the Underground – Merano Hip Hop Night“ haben wir ein Dreifach-Konzert im Club präsentiert. Neben dem Bang Bass Movement (Ive, Ame, Mastalot, Ares Adami) ein Dj- und MC-Kollektiv aus Trient, hatten wir mit WTR?! (Ganja, Crad, Zelda, Donny, Mr Planta, DJ SayNo) einen weiteren Zusammenschluss aus MC’s aus Meran und hauptsächlich Bozen auf unserem Programm. Das Highlight an diesem Abend waren aber wahrscheinlich die zwei jüngsten Musiker auf unserem lineup. Die beiden MC’s Loki & 2ice von der Meraner Kombo Malasorte, sind gerade einmal 16 bzw. 17 Jahre alt, haben uns aber eine Show geliefert, die aller Ehren wert war. Dabei haben sie uns Songs aus ihrer ersten EP „Catene Mixtape“ vorgestellt und dabei eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie neben einer beachtlichen Fanbase, die sie an diesem Abend mitgebracht hatten, auch ein musikalisches Repertoir anzubieten haben, das sich definitiv nicht zu verstecken braucht. Die Texte erzählen vom Leben der Jugendlichen in einer Kleinstadt, welche wenig Raum zur Entfaltung für die Heranwachsenden („Non ho camicia e mi parli di giacca e cravatta“) bietet und den Schwierigkeiten, denen junge Menschen begegnen. Neben einer absolut textsicheren Performance wussten Malasorte auch mit einer entsprechend Attitüde zu überzeugen, die ganz im Zeichen der klassichen und besten italienischen Rapformationen wie „Mondo Marcio“, „Sangue Misto“ und Co. steht und über ihre Musik Werte wie Respekt, Antirassismus und Freundschaft vermitteln. Wir sind ehrlich beeindruckt von zwei jungen Herren, die über großes Potential verfügen, deren Auftrittsmöglichkeiten in der Kurstadt aber selbstredend beschränkt sind. Gerade solche Auftritte bestätigen uns umso mehr in der Annahme, dass Kultur- und Jugendszenen Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten benötigen und, dass es unbedingt erforderlich ist, jungen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen mit einer bestimmten Ernsthaftigkeit zu vermitteln, dass man an ihre Kunst glaubt und ihre Art wie sie sich ausdrücken und letztlich verwirklichen möchten, ernst nimmt. Mehr denn je möchte der ost west club Plattform und eben selbstredend Freiraum für die sogenannte Underground-Szene sein, denn Malasorte und Co. verdienen mit ihrer Musik gehört und gesehen, aber vor allem geschätzt und ernstgenommen zu werden.
Die tollen schwarz-weiß Fotos vom Hip Hop Konzert stammen von Sara Mostacci und die Aufnahmen der Jamsession von Thomas Zelger. Vielen Dank!
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