Über ein gänsehauterzeugendes Filmporträt, Calcetto Abende, die sich für die Schwächsten einsetzen, einem beeindruckenden Slammer-Nachwuchs und zwei außergewöhnliche Bandleader – east west’s week review #83

Warum die Poetry-Slam Szene hierzulande einen immer stärkeren Aufschwung erlebt und wieso, das vor allem dem jungen Nachwuchs zu verdanken ist, erzählen wir euch neben vielen anderen spannenden Dingen, die vergangene Woche in eurem Lieblingsclub passiert sind erzählen wir euch bei der 83. Ausgabe des east west’s week review und auf den folgenden Zeilen.

Die ost westliche Woche haben wir bereits am Dienstag mit der Filmvorführung „Wildes Herz“ des deutschen Regisseurs Charly Hübner gestartet. Der Film wurde u.a. bei den letzten Bozner Filmtagen als einer der besten ausländischen Filme ausgezeichnet. Im Film geht es vor allem um den Sänger einer der aktuell erfolgreichsten deutschen Punkbands Feine Sahne Fischfilet, Monchi Fromm. Der junge Musiker wurde nicht nur durch seine Musik, sondern vor allem durch sein großes antifaschistisches Engagement und seinen Kampf gegen Nazis in seiner Heimatregion Mecklenburg Vorpommern bekannt. Das Portät über Jan Gorkow (alias Monchi Fromm) ist nicht nur ein Film über Punks oder gegen Nazis, sondern vor allem ein filmisches Statement für das Menschsein. Regisseur Hübner sagte über „seinen Hauptdarsteller“ einmal: „Er ist jemand, der sich auch absolut angreifbar macht, dadurch aber unangreifbar wird – weil er alles aufmacht.“ Hübner, der die Band FSF über drei Jahre lang auf Tour und privat begleitet hat, erzählt aufmerksam und unvoreingenommen von diesen sechs Freunden, direkt aus ihrem inneren Kreis und zeigt auch die Widersprüche, die es gerade in einer Band gibt, die sich politisch eindeutig positionieren will. Monchi sagt viele eindrückliche Sätze und solche die von der Ambivalenz in uns allen erzählt: „Ich habe Rassismus und Sexismus zuhauf in meinem Kopf, das hält man gar nicht aus, aber ich versuche, darüber nachzudenken und mich nicht davon leiten zu lassen.“ Und genau diese absolute Offenheit, diese extreme Ehrlichkeit macht diesen Film so herzzerreißend, besonders und entwaffnend. Ein weiterer Satz, der uns und unserem Publikum vielleicht für immer bleiben wird ist jener, als Monchi im Film, angesprochen auf die vielen geflüchteten Menschen und die gefährlichen Bootsüberfahrten sagt: „Und natürlich lassen wir die Leute nicht verrecken. Punkt.“ Er drückt damit aus, dass es bei all den Schwierigkeiten und Widrigkeiten die Migration unwidersprochen mit sich bringt, dass es diesbezüglich eben eine rote Linie gibt, welche knallhart verteidigt werden muss, wenn wir auch in Zukunft in einer aufgeklärten Zivilgesellschaft leben wollen. Wir bedanken uns bei einem überaus aufmerksamen und interessierten Publikum (rund 35 Mitglieder waren gekommen), sowie bei Filmcasino & Polyfilm für die unkomplizierte zur Verfügung stellen der Filmrechte. Im Anhang findet ihr einige tolle Fotos von Sara Mostacci vom Filmabend.

[SlideDeck2 id=21956 ress=1]

 

Mercoledi sera il club est ovest era una delle mete del reading-tour Madness Live Tour del poeta Jake Matthews. Poesie pulsanti di vita che riescono a spezzare l’indifferenza. All’inizio della serata la giovane poetessa Sara Pirri ha presentato per la prima volta al pubblico le sue poesie. Letture, discussioni e scambi d’idea hanno lasciato un impronta piena d’ispirazioni nella memoria degli appassionati di letteratura che hanno avuto il piacere di vivere un esperienza poetica indimenticabile. Dopo la sua lettura abbiamo potuto partecipare alla crossing poetry di Matthews. Ringraziamo i due giovani autori per una serata accogliente. In allegato trovate alcune foto della serata, scatatte dalla nostra carissima Sonja Steger.

[SlideDeck2 id=22042 ress=1]

 

Giovedi sera poi abbiamo giocato la seconda Calcetto Night della stagione. Questa volta la formula era quella delle „coppie fisse“. È stata una serata straordinaria. Hanno vinto Massimiliano e Bruno (nella foto in piedi da sinistra a destra) e battendo in una appassionante amichevole finale Andrea e Thomas da sinistra a destra. In tutto erano 50 giocatori e giocatrici che hanno giocato parlato bevuto e sognato. abbiamo raccolto circa 180€ per donarli a un ragazzo che sogna un futuro migliore per sé e per la sua famiglia. ancora grazie a tutte/i. Die Einnahmen der Calcetto Night haben wir anschließend an eine indische Familie gespendet. Die Eltern des kleinen Ayar Kumar (im Bild) leiden an Polio und bekommen im Monat nur 10 Euro an finanzieller Unterstützung. Sie möchten ihrem jüngsten Sohn eine gute Schulausbildung ermöglichen, welche aber im Jahr mehr als 150 Euro kostet. Mit den Einnahmen der Calcetto Night kann Ayar nun im kommenden Jahr die Schulgebühren bezahlen.

 

Am Freitag waren dann wieder die Poetry-Slammer*innen des Landes bei uns zu Gast. Bei der insgesamt 20. Ausgabe des wild wild ost west slam standen gleich neun motivierte Literatinnen und Literaten auf unserer Holzbühne und haben uns einen kurzweiligen und teils sehr lustigen und angenehmen Abend mit tollen Texten beschert. Neben unserem allmonatlichen special guest Silke Gruber aus Nordtirol waren neben David aus Bozen, noch sieben weitere Frauen gekommen, um uns ihre Slam-Künste vorzuführen. Namentlich waren dies Frau S., Lena Wopfner, Lisa Maria Kager, Nadia Tinkhauser, Helga Stockreiter, Ami und Lara Kröss. Besonders an diesem Slam-Abend war, dass mit David, Ami, Nadia und Lara gleich vier New-Slammer ihre Bühnenpremiere hatten. Alle vier sind gerade einmal zwischen 16 und 20 Jahren alt und haben mit ihren mutigen Auftritten bewiesen, dass die Nachwuchsszene der Südtiroler Poetry Slammer*innen mehr als lebendig ist. Es freut uns sehr, dass diese jungen Menschen ihre Kunst gerade bei uns im Club für andere zugänglich machen. Beeindruckt haben uns am vergangenen Freitag zudem vor allem die Texte von Lisa Maria Kager, welche in einem Liebesgedicht „Ein Blick auf meinen Bauch“ sich von der bekannten Slammerin Jule Weber inspirieren hat lassen. Kager hat in ihrem Text komplett auf Verben verzichtet und ihre Beziehung und die daraus folgende Schwangerschaft zu ihrem Freund beschrieben. Ganz nebenbei hat sich dieses Liebespaar, das in einigen Moanten zu dritt sein wird, bei uns im Club kennengelernt. Ins Finale geschafft haben es an diesem Abend mit Ami eine der vier Newcomer, Silke Gruber und Sabine Ralser (alias Frau S.). In einem Kopf an Kopf Rennen setzte sich Frau S. dann mit 28,5 Punkten und einem Text mit dem Titel „Abschied“ über ihr irgendwann bevorstehendes Ableben durch. Platz zwei ging an special guest Silke Gruber, die mit „ein Sommernachtstraum“ eine über 18 Jahre dauernde Beziehung und das kürzliche Ende dieser verarbeitet hat. Auf dem dritten Rang landete die jüngste Finalistin Ami mit einer „Beschwerde über den Herrn Ernst des Lebens“. Auch wenn zu Beginn des Abends der Saal nur zur Hälfte gefüllt war und anscheinend viele Mitglieder im Publikum deutlich zu spät gekommen waren, füllte sich der Salon im Club bis zum Ende merklich, so dass wieder rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer dem bunten Treiben auf der ost west-Bühne folgten. Wir bedanken uns abschließend bei unserem sehr guten Moderator Alex „GIOVI“ Giovanelli der zu Beginn der Veranstaltung mit seinem Opferlamm-Text „Hommage an Woodstock“ gekonnt in den Abend eingeführt hatte, sowie natürlich bei allen Teilnehmer*innen und unserem Sponsor Alte Mühle für die drei Büchergutscheine, die an unsere Finalisten überreicht wurden, sowie der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung für die Unterstützung. Wir sehen uns am Freitag 14. Dezember, wenn es zum letzten Mal in diesem Jahr heißt: wild wild ost west slam. Meldet euch unter info@ostwest.it wenn ihr auch einmal eure Slam-Texte vorstellen möchtet, alle sind herzlich willkommen! Im Anhang findet ihr die Fotos von Gert Reinstadler vom wwows #20.

[SlideDeck2 id=22066 ress=1]

 

Am Samstag haben wir die Clubwoche dann mit einem Punkrock-Doppelkonzert beschlossen. Die beiden Bozner Bands Chaos Junkies und Meddycrayed sind zum ersten Mal überhaupt bei uns im Club aufgetreten und es wurde zu einem Konzerterlebnis der besonderen Art. Nach dem Soundcheck der beiden Gruppen haben die Metal-Punker von den Chaos Junkies das Konzert mit einem circa 45minütigen, knackigen Set eröffnet. Neben einigen coolen Coversongs u.a. von Blink182 oder Agnostic Front haben sie uns auch einige selbst geschriebene Titel präsentiert. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns dabei das Lied „Strangers“ in dem es um Menschen geht, die aus anderen Ländern zu uns kommen. Sänger Max Silbernagel hatte einleitend zu diesem Song gesagt, dass die Band dieses Stück vor allem deshalb verfasst hat, weil sie zumindest ein kleines Statement gegen Fremdenfeindlichkeit und den immer stärker aufkeimenden Hass in unseren Gesellschaften setzen wollten. Der junge Mann, der seit seiner Geburt aufgrund einer Beeinträchtigung im Rollstuhl sitzt, ist eine überaus beeindruckende Persönlichkeit. Der Bandleader der Chaos Junkies überzeugt durch eine großartige Bühnenpräsenz, eine extrem ansteckende Fröhlichkeit und versteht es mit der entsprechenden Inbrunst und Ernsthaftigkeit seine Songs unter das Publikum zu bringen. Max ist der beste Beweis dafür, dass eine körperliche Beeinträchtigung nichts über die Fähigkeit einer Person aussagt und dass es vor allem die Aufgabe von uns allen ist, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft voranzutreiben und uns für diese einzusetzen. Die Chaos Junkies überzeugen durch harte Riffs, einen überragend guten Schlagzeuger und ein Programmset, das aller Ehren wert ist, wenn man guter Punkmusik zugeneigt ist. Anschließend sind dann die Bozner Grunge Legenden Meddycrayed auf unsere Holzbühne gestiegen und haben uns ein Konzert präsentiert, das für einige Gänsehautmomente gesorgt hat. Die Band gibt es nun schon seit knapp 20 Jahren und wir hatten am Samstag die Ehre sie zum ersten Mal auch live bei uns im Club zu erleben. Mit Willy Theil dem Schlagzeuger von Mainfelt hat man als zweiten Gitarristen einen der bekanntesten Südtiroler Musiker im Team, mit Andreas Romen einen Schlagzeuger, der sein Handwerk versteht und mit Phoebe einen Basser, der für einen Bassgitarrenspieler über eine Bühnenpräsenz verfügt, die man von diesen eigentlich nicht wirklich gewohnt ist. Außerdem hat man mit dem Bandleader und Sänger Nathan Kortleitner einen derart genialen Texter und Musiker in der Formation, den man getrost als kleines Genie bezeichnen darf. Kortleitner, der viele der Songs schon vor mehr als 15 Jahren geschrieben hat, singt in seinen Texten über die Widrigkeiten und Schwierigkeiten eines jungen Künstlermenschen. Er verarbeitet darin teilweise auch seine eigene, nicht immer ganz einfache Lebensgeschichte. Florian Rabatscher hat in einem Artikel auf franz mit dem Titel „Die Leiden des jungen Kortleitner“ sehr gut und eindrücklich die Persönlichkeit und das künstlerische Schaffen des Bozners nachgezeichnet. Der Salon im Club war mit rund 60 Besucherinnen und Besucher ständig gut gefüllt und das Publikum schien mehr als nur begeistert, die Kultband aus der Landeshauptstadt bei einem ihrer überaus seltenen Auftritte erleben zu dürfen. Der Sound von Meddycrayed ist klassischer Grunge, gepaart mit Punkelementen und erinnert stark an Bands wie Nirvana und Pearl Jam, aber auch Soundelemente, die an The Cure erinnern schimmern in den Songs immer wieder durch. Besonders empfehlenswert sind die Songs „Drag“ oder „Might be your friend“, die wie der Rest aus der Feder von Kortleitner stammen und von Willy Theil zum Teil ein wenig angepasst und neu arrangiert wurden. Alsbald wird die Band wahrscheinlich wieder ins Tonstudio gehen und neue Aufnahmen der über 30 Lieder, die in den vergangenen 19 Jahren Bandgeschichte entstanden sind auf CD pressen. Wir hoffen deshalb, dass wir anschließend wieder einer jener seltenen Auftrittsorte sein dürfen, an dem Meddycrayed ihre musikalische Auferstehung fortsetzen. Vielleicht ja schon im kommenden Jahr in unserer Sommerresidenz. Wir halten euch jedenfalls auf dem Laufenden und bedanken uns abschließend bei den beiden Bands und ihren sehr feinen Musikern, sowie einem freundlichen und respektvollen Publikum.

Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Pohl Immobilien/CityLiving.me, Salon Habicher, Alperia, unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.