Über eine kabarettistische Sendepause, einen musikalischen Alleskönner und die Musik einer vergessenen Generation – east west’s week review 125

Liebe Mitglieder, warum unser Störsender-Moderator Robert Asam nach insgesamt 10 Ausgaben des im Oktober 2018 gestarteten neuen Kabarett-Formats im Club vorerst wieder auf Sendepause geht, erzählen wir euch bei der 125. Ausgabe unseres wöchentlichen Rückblicks und auf den nun folgenden Zeilen.

Am Dienstag haben wir die Clubwoche mit der ersten Dokufilm-Vorführung des neuen Jahres begonnen. Der afrikanische Regisseur Maman Ide hatte uns dankenswerterweise seinen Dokumentarfilm „I poveri dimenticano“ zur Verfügung gestellt. In seinem Erstlingswerk geht es um einen jungen Bauern in Ide’s Heimatland Niger und die täglichen Herausforderungen in der Landwirtschaft. Gleichzeitig enthält dieser 30minütige Film eine subtile, aber dennoch deutlich Kritik an den politischen Vertretern. Vor den Wahlen, so erzählt der Protagonist kämen die Politiker in die Dörfer und machen den armen Menschen auf dem Land Versprechungen, die nach erfolgter Wahl aber niemanden mehr interessieren. Maman Ide schafft es mit seinem kurzen Dokufilm einen kleinen Eindruck von der Schönheit und dem Reichtum seines Heimatlandes zu vermitteln und aufzuzeigen, wie sehr der Niger seit Jahrzehnten von fremder Einflussnahme ausgebeutet wird. Anschließend an die Vorführung hat unser Mitarbeiter Thomas Kobler mit dem Regisseur und dem zahlreich erschienenen Publikum über den Film und die Situation im Niger gesprochen. Dabei hat uns Maman Ide auch von seiner bewegten Geschichte und Flucht nach Italien erzählt. Die rund 30 anwesenden Mitglieder zeigten sich überaus beeindruckt von den spannenden Erzählungen des jungen Regisseurs. Wir bedanken uns deshalb ganz herzlich bei Maman Ide und hoffen, dass er uns schon bald mit seinem neuesten Buch, an dem er gerade arbeitet, vielleicht dann ja beim LiteraturCLUB besuchen kommt. Im Anhang findet ihr einige Fotos von der Filmvorführung und dem Publikumsgespräch.

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Am Mittwoch-Abend haben wir euch dann nach insgesamt 10. Veranstaltungen die vorerst letzte Ausgabe mit unserem medial-satirischen Monatsrückblick Störsender von und mit Robert Asam präsentiert. Leider werden wir dieses spannende Format in nächster Zeit nicht fortsetzen können. Dies vor allem weil unser Moderator Robert Asam ein größeres Buchprojekt begonnen hat und deshalb mit seinem Kabarettprogramm ein wenig kürzer treten muss. Bei der letzten Ausgabe am vergangenen Mittwoch ging es beim Störsender vor allem um die äußerst missglückte Angelobung der neuen österreichischen Regierung, aber auch um ernstere Themen wie die Ereignisse im Nahen Osten. Ein weiterer großer Themenblock waren die neuesten politischen Ergüsse des capitanos und die gestern abgehaltenen Regionalwahlen in der Emilia-Romagna. Auch die anstehenden Gemeinderatswahlen in Südtirol und hier natürlich in unserer Stadt Meran wurden eingehend von Asam besprochen und spekuliert, wer denn Anfang Mai mit wem oder wer gegen wen in der Passerstadt antreten wird. Es war wieder ein sehr kurzweiliger Störsender mit einem zum Abschluss glänzend aufgelegten Robert Asam und einem Publikum (rund 35 Mitglieder waren gekommen), das sich bei der letzten Ausgabe mehr als nur gut zu amüsieren schien. Wir möchten uns deshalb sehr herzlich bei Robert für dieses neue Format bedanken, das wieder viele neue Menschen in unseren Club gebracht hat und unsere Lachmuskeln, aber auch Denkfalten ein ums andere Mal ordentlich in Anspruch genommen hat. Wir hoffen, dass der Störsender seine Sendepause irgendwann wieder aufhebt und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf Sendung geht. Im Anhang findet ihr noch ein kleines, aber feines Fotoalbum von Gert Reinstadler.

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Am Donnerstag wurde der Club dann wieder für unsere allmonatlichen Swing-Abende geöffnet. Die Lindy-Hop Gruppe Swing On Südtirol um unsere Verantwortliche und Vorstandskollegin Katharina Zeller hat wie immer am dritten Donnerstag des Monats wieder ordentlich Stimmung in den Club gebracht. Rund 10 Pärchen hatten sich eingefunden und ließen den Club wieder über drei Stunden nicht mehr stillstehen. Der nächste Lindy Hop Abend findet am Donnerstag 27. Februar statt und ihr seid natürlich wieder herzlich eingeladen eure ersten Tanzschritte zu unternehmen oder eure Tanzkünste weiter auszubauen.

Am Freitag haben wir das Musikwochenende im Club mit dem musikalischen Tausendsassa Manuel Oberkalmsteiner begonnen, den man von den verschiedensten musikalischen Projekten (u.a. Manni Mascarpone & Die Alpenröschen / The Cowboy without a horse) kennt. Dieses Mal war Manuel zum zweiten Mal mit seinem elektroexperimentellen Projekt Zolf & Saturn bei uns zu Gast. Inhaltlich handelt es sich bei Zolf & Saturn um einen Mix aus Electronica, IDM, E-Postrock, Ambient und Worldmusic zusammensetzt. Abgerundet wird der Auftritt des Solo-Künstlers durch visuals und bewegte Landschaftsbilder, die auf Leinwand projiziert werden und dieses Live-Konzept wunderbar abrunden. Auch wenn der offizielle Release für sein neues Album „Peak“ noch nicht erfolgt ist, sind die Clubmitglieder am Freitag dennoch in den Genuss dieses neuen Sets gekommen. Im Unterschied zu seiner letzten Veröffentlichung „Mare e Monti“ hat Oberkalmsteiner den Sound noch einmal verfeinert. Noch vor drei Jahren war der Sound fast ausschließlich atmosphärisch, nun aber werden die Stücke mit deutlich mehr Druck gespielt und sind in Teilen sogar tanzbar geworden. Das Einstreuen der Saiteninstrumente (E-Gitarre und türkische Saz) gibt der Musik noch mehr Fülle und Abwechslung und widerspiegelt die musikalische Leidenschaft für die Rockmusik aus der der Rittner Musiker letztlich herkommt, noch besser. Auch das zahlreich erschienene Publikum und die rund 50 interessierten Mitglieder schienen großen Gefallen an dem zu haben, was Zolf & Saturn in seinem rund 90minütigen Set präsentierte. Wir bedanken uns deshalb bei Manuel und legen euch jetzt schon nahe euch den Samstag 25. Juli in unserer Sommerresidenz Country Club mit Rotstift vorzumerken, wenn ihr diesen musikalischen Tausendsassa in komplett anderer Version wieder live erleben möchtet. 😉

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Den Abschluss der Clubwoche bildete am Samstag dann das Doppelkonzert mit dem Nonsberger Liedermacher Felix Lalú und einem der interessantesten Neueinsteiger in der Südtiroler Musikszene Yomer. Felix Lalú war überhaupt zum ersten Mal für ein Konzert nach Meran gekommen und hatte sich dabei musikalische Verstärkung durch die junge Musikerin Drixie mitgebracht. Die beiden Trientner MusikerInnen haben uns einen rund einstündigen Auftritt präsentiert, der ausschließlich Lieder im Nonsberger-Dialekt zum Inhalt hatte. Auch wenn so gut wie niemand aus dem zahlreich erschienenen Publikum die Texte verstand, so war dieses Konzert dennoch extrem unterhaltsam und kurzweilig. Felix Lalú, der im richtigen Leben Oscar heißt, verstand es über die Konzertdauer sehr gut mit seinen ZuhörerInnen zu interagieren und zumindest zwischen den Songs in einem verständlichen „normalen“ Italienisch mit seinem Publikum zu kommunizieren. Den krönenden Abschluss bildete dann ein Lied mit dem Titel „Val di Non 2050“, das sich inhaltlich ein Nonsberger Tal behandelt, bei dem nicht die Monokultur der Äpfel vorherrscht, sondern Landwirte und Menschen, die mittlerweile die alten Äcker mit Cannabis Stauden bepflanzen. Kurz danach stiegen dann der Hauptact dieses Abends Yomer, sowie die beiden Musiker Dario Mongelli (Gitarre) und Fabio Sforza (Schlagzeug) auf die Bühne und präsentierten uns das neue Song-Programm des in Wien lebenden Bozner Musikers. Die Musik dieses neuartigen Projektes, das im vergangenen Jänner 2019 einen seiner ersten Live-Auftritte überhaupt hatte, ist äußerst schwierig in ein Korsett bzw. Genre zu zwängen. Matteo Jamunno, so der bürgerliche Name von Yomer ist einer der genialsten Textschreiber, der uns in all den Jahren im Club begegnet ist, der es schafft neben den songwriter-Elementen, verschiedene Stile wie Rap und Rockmusik miteinander zu verbinden. Ursprünglich kommt Matteo als ehemaliger Frontsänger der Bozner Formation Little White Bunny aus dem Metal. Diese musikalische Vergangenheit wird spürbar wenn sich Yomer seine Mikrofonkabel um den Unterarm und sein Handgelenk wickelt und mit einem Bein nach vorne versetzt seine Songtexte in die Publikumsmenge schreit. Yomer schreibt fast ausschließlich über traurige Themen, die ihn persönlich betreffen oder, die zu unserem gesellschaftlichen Alltag gehören. Er singt über die Alzheimer-Krankheit seiner Oma, thematisiert den Drogenmissbrauch in seiner Heimatstadt, der ihm bei jeder Rückkehr nach Hause augenscheinlicher erscheint und die Tatsache, dass sich immer jene Menschen gegenseitig am meisten Schmerz zufügen, die sich einmal geliebt hatten. Yomers Sound hebt sich in willkommener Art und Weise von fast allem ab, das man bisher in unserem Land zu hören bekommen hat. Die Musik ist definitiv nicht für alle Ohren gemacht, weil auf eine stringente melodische Vorgabe nicht immer wirklich geachtet wird, aber die beiden Profimusiker Dario Mongelli und Fabio Sforza geben dem Projekt jenen Rahmen, der die Kunst von Yomer zusammenhält und zu etwas Außergewöhnlichen macht. Wer in seinem Leben tagtäglich mit seinen persönlichen Dämonen konfrontiert ist, der wird in der Musik des Wahlwieners einen guten Freund finden, der kein Problem damit hat, zuzugeben, dass all der Positivismus und Zukunftsglaube ein aufgesetzer Gemütszustand einer individualisierten Gesellschaft ist, die sich über soziale Medien und Smartphones theoretisch noch nie so nahe war, aber gleichzeitig nichts mehr hat, dass sie wirklich verbindet. Yomer erzählt, dass er großteils traurig und depressiv durch das Leben geht und eben nicht durch Yoga-Retreats, Klettertouren und ausgedehnte Fernreisen sein Glück findet, sondern dass dieses Leben grundsätzlich und großteils eine hässliche Fratze hat, welche lediglich durch irgendwelche künstlich gestylte Instagram-Accounts versucht wird zu kaschieren. Yomer schreibt und singt über jene Mitdreißiger-Generation, die irgendwann vielleicht von ihrem Seelenpartner verlassen wurden und nun seit Jahren ein einsames Single-Dasein fristen und es gleichzeitig nicht „geschafft hat“ einen Traumjob zu finden, eine Familie zu gründen und glücklich im Kreis der Lieben ihrem Dasein zu fröhnen. L’immutabilità dell’essere stronzo ist die perfekte Hymne auf eine Zeit, in der es eine Generation von Menschen gibt, deren Leben nahezu perfekt in sämtlichen Bahnen, umgeben von Kindern und Freunden, verlaufen ist, während ein anderer Teil das Wochenende computerspielend, Netflix-schauend und Joint-rauchend oder Bier-trinkend alleine zuhause verbringt und versucht mit seinen depressiven Phasen ein Auskommen zu finden. Yomer hebt sich mit seiner Musik auf eine entspannte und wohltuende Art von einer immer weichgespülteren Musikindustrie ab und gibt jenen eine Stimme, die in einer auf Zweisamkeit ausgerichteten Industrie- und Konsumgesellschaft zu einem immer häufiger auftretenden Fehler in der Matrix geworden sind. Yomer und das Projekt von Dario Mongelli und Fabio Sforza werden vielleicht nie jenen durchschlagenden Erfolg haben, die sich diese genialen Text und der besondere Sound eigentlich verdienen würden, aber gerade desahlb nötigt und dieses Projekt den größtmöglichen Respekt ab. Die drei Musiker sind spätestens seit ihrem zweiten und letzten Auftritt am vergangenen Samstag zu Freunden des Clubs geworden, denen wir auch in Zukunft immer wieder gerne und dankend unsere Bühnenbretter zur Verfügung stellen werden. Im Anhang findet ihr noch die super Fotos von Nicholas Rizziero.

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Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Alperia, Pohl Immobilien/Gruppe Unterberger, Boschetti Elektromechanik, UWB (Untermaiser Würstelbude) unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.