Über einen wirklich mutigen, jungen Mann, eine Szene-Band, die ihr Fanlager stetig vergößern kann und funkige Geburtstags-kollektive – east west’s week review #84

Liebe Mitglieder, warum man/frau auch bei Hip Hop Songs komplett am Rad drehen kann, wir am Samstag gleich zwei Geburtstage gefeiert haben und wieso der Club bei der ersten Ausgabe der Saison von „La Lampada Verde“ bewiesen hat, dass Liebe und Freiheit zwei esentielle Elemente des Vereins-Daseins sind, erzählen wir euch auf den folgenden Zeilen und bei der insgesamt 84. Ausgabe des east west’s week review.

Wir haben die Clubwoche wie immer am zweiten Dienstag mit unseren zweimal im Monat stattfindenden Chortreffen begonnen. Wie immer wurde fast drei Stunden lang fleißig musiziert und vor allem gesungen. Wenn ihr auch Lust habt, spontan zu diesen regelmäßigen Treffen dazuzustoßen und gemeinsam mit unserem Chorleiter Markus Prieth und den anderen Mitgliedern zu singen, dann schreibt uns einfach eine Email (info@ostwest.it) oder kommt doch einfach vorbei. Der nächster ChorOstwest findet am Dienstag 27. November statt. Alle weiteren Infos zum Chor findet ihr unter diesem Link.

Am Mittwoch haben wir dann auch die erste Lampada Verde der Saison gemeinsam erleben dürfen und über ein sehr heikles, vor allem aber auch sehr trauriges Thema gesprochen. Der Titel unserer alle zwei Monate stattfindenden „serate di dibattito“ lautete dieses Mal: „Il pensiero paralizzato – riflessioni attorno al suicidio“. Unser Moderator Gabriele Di Luca hatte sich mit dem Journalisten Maurizio Ferrandi, der das Thema Suzid in unterschiedlichen Artikeln und aus verschiedenen Gesichtspunkten behandelt hatte, sowie den beiden in Meran und Brixen tätigen Primaren des Psychatrischen Dienstes Luigi Gianuzzi und Roger Pycha, drei Experten eingeladen. Gleich zu Beginn gab Ferrandi einen historischen Überblick zum Thema und erklärte, dass sich die Betrachtungsweise zum Thema „Selbstmord“ im Laufe der Geschichte immer wieder verändert hat. In der Zeit des Faschismus wurde Suizid sozusagen als nicht-existent beschrieben, in der Nachkriegszeit wiederum und gerade während der Zeit der 68er tastete man sich auch in der Wissenschaft vermehrt an dieses Thema heran. Ferrandi erklärte, dass es gerade in Bezug auf die mediale Berichterstattung diesbezüglich immer wieder Veränderungen gegeben hat. Wurden bis in die 1980er Jahre in den Zeitungen noch Namen und teilweise sogar Adresse und Fotos der Opfer veröffentlicht, verschob sich diese Handhabung dann spätestens in den 1990er Jahren. Eine Zäsur bildet hier das Jahr 1990 als sich in Prad im Vinschgau drei junge Menschen gemeinsam das Leben nehmen. Aus Sorge vor dem sogenannten Werther-Effekt (kausaler Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, und einer Erhöhung der Suizidrate) wurde in den Südtiroler Medien so gut wie nicht mehr über Suizid geschrieben. Roger Pycha erklärte, dass es in der Prävention von Suiziden vor allem darum gehe den Papageno-Effekt zu stärken. Der Papageno-Effekt postuliert, dass eine angemessene Auseinandersetzung mit Suizidalität und Auswegen aus Krisen auch Suizide verhindern kann. Benannt wurde dieser Effekt nach Mozarts Protagonisten in der Zauberflöte, der sich aufgrund einer unglücklichen Liebe ebenfalls das Leben nehmen will, der aber von drei Knaben erfolgreich am Suizid gehindert wird; die Oper endet letztlich glücklich. Auch Gianuzzi erklärte und unterstützte die These von Pycha indem er deutlich machte, dass vor allem dem familiären und freundschaftlichen Umfeld eine wichtige Rolle zukommt. Je besser eingebettet ein Mensch in ein stabiles Umfeld sei und je mehr diese Person Unterstützung, Zuneigung und Liebe erfahre, desto größer seien letztlich die Chancen, Selbsttötungen zu verhindern. Als der Abend langsam zu Ende ging passierte  etwas, mit dem wohl niemand im Club gerechnet hatte. Ein junger Mann meldete sich aus dem zahlreich erschienenen Publikum (35 Mitglieder waren gekommen) zu Wort und bat darum, seine Geschichte erzählen zu dürfen. Markus (Name wurde von uns geändert) setzte sich auf das Podium, während unsere Gäste sich sehr respektvoll in das Publikum zurückzogen, während er von einem guten Freund begleitet wurde, der immer wieder seine Hand auf jene von Markus legte und ihn ermutigte seine Geschichte zu erzählen. Der junge Mann berichtete von einem Beziehungsende, das ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hat, einer Suchtkrankheit in jungen Jahren und vor allem von den unterschiedlichsten Drucksituationen in unserer Gesellschaft. Gerade bei jungen Menschen sei es in den letzten Jahren vermehrt spürbar geworden, dass vor allem das schulische Umfeld einen großen Leistungsdruck ausübe und sich dieser dann entsprechend auf die Familie und das gesamte Umfeld der Heranwachsenden übertrage. Markus erzählte wie sehr Geld und Status unter Jugendlichen vermehrt eine Rolle spielen würden. Wenn man aus finanziellen Gründen nicht die neuesten und schicksten Klamotten tragen würde, führt dies oftmals und schnell zu Mobbingsituationen, die er selbst am eigenen Leib erfahren hat müssen. Im Jugendalter wurde er deshalb immer wieder tätlich angegriffen. All diese Dinge haben ihn in einen Negativkreislauf aus Depressionen und Sucht geführt, welche schlussendlich in konkreten Suzidgedanken gipfelten. Unsere Gäste und die vielen anwesenden Mitglieder waren sichtlich berührt und ergriffen vom Mut und der Geschichte des jungen Herrn. Es herrschte eine überaus respektvolle Atmosphäre und nach dem Ende der Diskussion suchten einige unserer Mitglieder das direkte Gespräch mit Markus. Immer wieder wurde ihm gesagt, dass er sofern er das möchte, in den ost west club kommen solle und er bei uns immer und zu jeder Zeit auf offene Türen und Ohren stoßen wird. Der Abend wurde zu einem eindrücklichen Zeugnis und zu einem wichtigen Moment in der Vereinsgeschichte des Clubs. Die Sensibilität der an diesem Abend anwesenden Menschen hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die Gemeinschaft und der Zusammenhalt unter unseren Mitgliedern eine Kraft entwickeln kann, die durchaus gesamtgesellschaftlich Vorbildcharakter haben könnte. Wir möchten uns deshalb bei allen Menschen und unseren Gästen bedanken, die mit viel Fingerspitzengefühl einer definitiv nicht einfache Situation entsprechend begegnet sind. Der Ausspruch „Liebe wird aus Mut gemacht“ passte an diesem Abend wie die Faust aufs Auge und wir möchten auch deshalb und direkt an Markus gewandt nochmals sagen, dass wir sehr stolz auf ihn sind, und dass wir glauben, dass er mit seinem Mut und seiner Geschichte, einen wichtigen Beitrag zu einer hoffentlich verstärkten Suizidprävention geleistet hat.

Bei der dritten Game-Night der Saison am Donnerstag Abend waren dieses Mal zwei Tische im Clubsalon besetzt an denen unsere Mitglieder die unterschiedlichsten Spiele gezockt haben. Es war in diesem Jahr der vorläufig letzte Spieleabend, im Dezember werden die Würfel voerst und bis zum neuen Jahr ruhen. Wir freuen uns dann aber wieder auf den Donnerstag 17. Jänner, wenn es wieder heißt: „Let’s play!“. In der Zwischenzeit möchten wir uns nochmal bei Max und seinem Game-Night Team vom Moaser Spieletreff bedanken, die mit viel Einsatz und Freude einmal im Monat zu uns kommen und uns nicht nur ihre Spielesammlung zur Verfügung stellen, sondern allen Interessierten auch immer wieder bereitwillig erklären, wie die einzelnen Spiele funktionieren.

Am Freitag hatten wir dann nach über einem Jahr Pause die mittlerweile und zusammen mit der Formation CLUB99, wohl bekannteste Südtiroler Ska-Formation Jokerface bei uns zu Gast. Die Band, die es mittlerweile seit mehr als 10 Jahren gibt und die auf viele Konzertauftritte zurückblicken kann, hat an diesem Abend ihre kleine Wintertour bei uns gestartet. In den nächsten Tagen warten weitere Konzerte in deutschen Städten auf die Naturnser Formation, u.a. in Bamberg, Potsdam oder Berlin. Jokerface haben sich mittlerweile mit Chrissi einen Posaunisten in die Formation geholt, der mit seinem professionellen Bläser-Spiel dazu beiträgt, dass der Sound der sieben Bandmitglieder noch voller und kompakter daher kommt. Dazu kommt mit Bandleader Lord Riddim an Gitarre und Stimme eine Figur in der Band, der den Sound der Truppe wie kein anderer verkörpert. Mit Simon hat man einen Saxophonisten am Start, der seit Jahren eine absolute Konstante bei Jokerface ist. Mit Chuck hat man zudem einen zweiten Gitarristen, der ursprünglich zwar aus dem Metalgenre kommt, der sein Instrument aber vielleicht gerade deshalb auf geradezu virutose Art und Weise beherrscht. Luk am Piano, Dave am Bass und Raphi am Schlagzeug runden ein Bandprojekt ab, das die Menschen mit ihrer Musik immer wieder zum Skanken bringt. Auch bei uns war die Stimmung mehr als nur ausgelassen und unsere Mitglieder schienen sichtlich begeistert vom Sound und Auftritt der Alpen-Ska’ler. Der Clubsalon war zu jeder Zeit sehr gut gefüllt und so waren es geschätzt an die 80 Menschen, die am Konzi von Jokerface teilnahmen. Wir wünschen der Band viel Erfolg für ihre anstehenden Auftritte und freuen uns sie hoffentlich bald wieder im Club begrüßen zu dürfen.

Den Abschluss der Woche bildete dann gleich eine zweifache Geburtstagsparty. Das Münchner Dj-Kollektiv Feelgood Selection feiert dieser Tage ihren sechsten Geburtstag. Außerdem war es auch der 32. Geburtstag von Fabio Zindaco alias Prof. Funkstein, welcher dann auch entsprechend gefeiert wurde. Neben einer eigens angegefertigen Turntable-Torte, gab es allerlei süße Köstlichkeiten für ihn und unsere Mitglieder. Mit Prof. Funkstein und Dr. Getdown waren zwei Vertreter der Feelgood Selction nach Meran gekommen, um uns ein mehr als dreistündiges Set bestehend aus den unterschiedlichsten Funk- und Raptracks zu präsentieren. Unser kleiner Calcetto-Raum in den hinteren Räumen des Clubs wurde deshalb wieder einmal zum Underground-Club umfunktioniert. Fabio und Basti (Dr. Getdown) haben uns dann Songs präsentiert, die die Herzen aller Hip Hop Fans im Club höher schlagen ließen. Dabei wurde stilmäßig wieder einmal so gut wie alles abgedeckt und so kamen unsere Mitglieder in den Genuss von Golden Age Rap aus den USA oder Deutsch Rap Klassikern von Hip Hop Größen wie Busta Rhymes, 99 Posse oder Retrogott und Hulk Hodn. Wie immer stieg die Stimmung im Club von Song zu Song und zum Ende hin spielte eine kleine Meute aus Rap-Begeisterten verrückt und sprang voller Freude über den Sound der beiden „Feelgoodler“ im Kreis. Wir bedanken uns für einen feinen Abend, an dem der Hip Hop Musik alle Ehre erwiesen wurde, die sich diese Art von Musik verdient. Wir bedanken uns bei den Tanzwütigen und unseren beiden Dj’s für ein Set der allerbesten Sorte! Im Anhang findet ihr einige ziemlich coole Fotos von unserer Vorstandskollegin Laura Zindaco von der 6-Jahres Party.

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Abschließend möchten wir uns wie immer bei unseren Sponsoren Alperia, Pohl Immobilien/CityLiving.me, Salon Habicher, unserem Medienpartner Die Antenne und den öffentlichen Institutionen der Provinz Bozen, dem Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie dem Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.