Über gesellschaftlichen Rassismus und ein sensibilisierendes Schulprojekt, eine literarische Reise nach Äthiopien und Eritrea und einen Slam-Text mit Höchstwertung – east west’s week review #66
Warum wir in den vergangenen Tagen im Ost West Club mehr denn je zu Faschismus und Rechtsextremismus gelernt haben und wieso es am Ende die bildungsintensivste Woche der Saison wurde, erfahrt ihr wie immer am beim east west’s week review (#66) und auf den folgenden Zeilen.
Bereits am Dienstag Abend haben wir die Woche im Club mit dem Vortrag zum Thema NSU begonnen. Der Journalist und Rechtsextermismus-Experte Robert Andreasch vom a.i.d.a. Archv München hat uns in einem rund 90minütigen Vortrag das Thema Rechtsextremismus anhand des Beispiels NSU erklärt. Bereits im Februar hatten wir in Zusammenarbeit mit dem „Bündnis gegen Naziterror und Rechtsextremismus“ einen Vortrag gehört. Mit Andreasch haben wir nun einen noch detaillierteren Einblick in die Thematik erhalten. Unter anderem hat er uns auch den Bezug zu Südtirol genauer erläutert. Teilweise war es nur schwer auszuhalten und sich vor Augen zu führen wie lange das Nazi-Trio um Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ungehindert und jahrelang im Untergrund mordend und raubend durch Deutschland ziehen konnte, während die Polizei- und Verfassungsschutzbehörden auf dem rechten Auge blind waren. Andreasch hat uns außerdem vom laufenden Prozess gegen Zschäpe und Co. am Oberlandesgericht München berichtet, wo er selbst als Prozessbeobachter an über 400 Prozesstagen anwesend war. Insgesamt waren rund 30 interessierte Mitglieder gekommen, um dann auch anschließend an den Vortrag Fragen zu stellen und sich über dieses schwierige Thema zu unterhalten. Wir bedanken uns beim Vortragenden und unserem Publikum für einen aufschlussreichen und wichtigen Informationsabend. Chantal Redavid hat einige Fotos vom Abend geknipst.
Am Mittwoch morgen haben wir dann zusammen mit Robert Andreasch auch die Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie Marie Curie Meran (FOS) besucht. Unser Mitarbeiter Thomas Kobler hat auch dieses Jahr an zwei Schultagen zusammen mit dem Lehrer David Augscheller ein Schulprojekt organisiert und betreut, bei dem insgesamt drei Schulklassen teilgenommen haben. Dabei haben sich insgesamt über 60 Schülerinnen und Schüler rege und mit großem Interesse beteiligt. Bereits vor zwei Wochen haben wir eine vorbereitende Veranstaltung über das Thema Rassismus und NSU an der Schule veranstaltet und vor anschließend an seinen Vortrag am Dienstag Abend hat dann der Journalist und Rechtsextermismus-Experte Robert Andreasch vom a.i.d.a. Archv München in drei Unterrichtsstunden zusammen mit den Schülerinnen und Schülern das Thema „gesellschaftlicher und institutioneller Rassismus anhand des Beispiels NSU“ genauer erläutert. Es wurden zwei kurze Erklärfilme über das Thema gezeigt und anschließend wurde anhand einer Zeitleiste das Thema Rechtsextermismus/NSU im Detail beleuchtet. Anschließend an den Vortrag folgte eine gemeinsame Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern. Im Anhang findet ihr übrigens ein kleines Fotoalbum von David Augscheller von der Veranstaltung. Man merkte das große Interesse der Schülerinnen und Schüler an diesem Projekt, die sich immer wieder mit Fragen und Diskussionsbeiträgen an der Veranstaltung beteiligten. Bereits im vergangenen Jahr haben wir ein Schulprojekt bzw. einen Vortrag zu Musik- und Subkultur an der Meraner FOS organisiert. Es freut uns, dass die Meraner Schule immer wieder gerne mit uns zusammenarbeitet und wir mit unserem Kulturverein einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftspolitischen Erziehung und Sensibilisierung an den Schulen leisten dürfen. Wir werden diese Zusammenarbeit auch in Zukunft weiterführen und die Kooperation mit Meraner Schulen weiter suchen und versuchen unseren bildungspolitischen Auftrag weiterhin auszubauen. Interessierte Schulen und Lehrer können sich bei Interesse unter info@ostwest.it melden. Wir bieten Vorträge und Veranstaltungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten an.
Einen sehr spannenden und informativen Abend erlebten wir beim LiteraturCLUB am vergangenen Mittwoch. Bei der Reisereportage „Mussolinis Kolonialtraum“ führte uns Autor Helmut Luther entlang der „Strada della Vittoria“ an die Schauplätze des Abessinien Krieges. Laut Rezensent und Rhetorik-Fachmann Ralf Höllerverbindet verbindet das Buch auf kunstvolle und unterhaltsame Weise Geschichte und Gegenwart. Matthias Dusini stellt in seiner Rezension im Falter, Helmut Luther gar in die Tradition des polnischen Schriftstellers Ryszard Kapuściński. Als Einführung erläuterte Leopold Steurer die historischen Hintergründe und die politische Situation jener Jahre. Abwechslungsreich gestaltete sich die Buchvorstellung, bei der Autor Helmut Luther und Schauspieler Anton Gallmetzer miteinander in Gespräch traten. Dabei erfuhren die Mitglieder viel über Inhalt und Entstehungsgeschichte des Buches. Anton Gallmetzer las unterschiedliche Passagen aus dem Buch u.a. poetische Landschaftsbeschreibungen und Tagebuchaufzeichnungen des Südtiroler Soldaten Anton R., der den Afrikafeldzug miterlebt hatte und die Luther in seinem Buch verwoben hat. Etwa 25 interssierte Zuhörer*innen waren zu dieser überaus interessanten Buchvorstellung gekommen. Bei der anschließenden Diskussion meldeten sich u.a. Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran und die Künstler Jakob de Chirico und Matthias Schönweger zu Wort. Letztgenannter überreichte dann anschließend an den LiteraturCLUB im Namen und Auftrag des Literaturensembles den Ehrenpokal an unsere Vorstandskollegin Sonja Steger für ihre besonderen Verdienste um die Literatur in Meran und darüber hinaus.
Am Donnerstag führte dann das „Ensemble der Tuftenden Dulpen“ das Figurentheater „Ionesco läuft Amok“ bei uns auf. Die Schauspielerinnen Kathrin Hirber und Brigitte Maria Pircher hauchten den Handpuppen Leben ein. Elisabeth Simmerle am Kontrabass begleitete das Stück musikalisch. Regie und Dramaturgie stammen von Peter Huber. Kunstvoll und poetisch war die Inszenierung im klassischen Handpuppenkasten, wobei die Kleider und die sogenannten Requisiten aus filigran bemalten Papier-Silhouetten bestanden, denen die beweglichen, ausdrucksstarken Puppenköpfe Bewegung gaben. Der französisch-rumänische Autor und Dramatiker Eugène Ionesco (1909 – 1994) ist ein führender Vertreter des absurden Theaters, das gekennzeichnet ist von grotesken-irrealen Szenen, wobei sich die im Klassischen Theater übliche Einheit von Zeit, Ort und Handlung auflöst und absurde Handlungen und scheinbar wahllos verknüpfte Dialoge Stilmittel sind. Vielen begannt ist „Warten auf Godot“ von Samuel Becket. Das Stück „Ionesco läuft Amok“ basiert auf Ionescos Text „Victimes du devoir“ – Opfer der Pflicht. Die dort beschriebene Suche nach einem Herrn Mallod oder Mallot, wird in dieser Inszenierung zur Suche nach dem SS-Kriegsverbrecher Anton Malloth. Dieser eindrucksvolle und anspruchsvolle Theaterabend wird vielen Mitgliedern (rund 30 Besucher*innen waren gekommen) eindrücklich in Erinnerung bleiben. Im Anhang findet ihr einige Fotos von unserer Vorstandskollegin Sonja Steger.
Am Freitag Abend haben wir den Club geschlossen gehalten, weil wir im unter anderem im Club den Junggesellenabschied von unserem Mitarbeiter und Vorstandsmitglied Michael Schwalt gefeiert haben. Zusammen mit vielen seiner Freunde hatten wir deshalb zwei geheime Überraschungskonzerte mit anschließender Feier organisiert. Es war ein feuchtfröhlicher Abend, der kurz vor der Hochzeit von Michi und seiner Sanna stattgefunden hat. Das Paar wird am Samstag 21. April heiraten und wir wünschen den Beiden natürlich alles erdenklich Gute für ihre gemeinsame Zukunft!
Am Samstag Abend haben wir dann und wie bereits im vergangenen Jahr wieder Gelegenheit gehabt einen Vorrundentermin für die Südtiroler Landesmeisterschaften auszutragen. Der Morgenstern Slam kürt am 1. Juni beim Finale in Bozen auf Schloss Maretsch die Nr. 1 unter den Südtiroler Poetry Slammer*innen. Insgesamt hatten sich 9 Südtioler Slammer*innen angemeldet, um sich um drei weitere Finalplätze zu streiten. Namentlich waren dies Lena Wopfner, Patrick Schwarz, Steini, Ursula Niederegger, Barbara Haller, Michael Denzer, Benjamin Stötter, Sabine Ralser und Karl Erlacher. Ins Finale schafften es dann 5 Teilnehmer*innen u.a. Steini mit seinem Text über den Schulalltag, Ralser (Text über das Fahren auf der Autobahn), Niederegger mit dem Titel „007“, Lena mit ihren „Gedanken zum Leben“ und Michael Denzer mit einem Text der den Titel „Wie geht es dir?“ trug. Das Finale war dann eine relativ klare Angelegenheit weil Ursula Niederegger mit ihrem „Mango Nr. 5“ und ihren Gedanken darüber, was herausgekommen wäre wenn eine Frau damals Lou Begas Welthit interpretiert hätte. Die Meranerin schaffte es von der Publikumsjury die volle Punktzahl für diesen Text zu erhalten. Insgesamt fünf Mal erhielt sie die Höchstwertung „10“ für ihren zweiten Text an diesem Abend. Ins Finale auf Platz zwei und drei folgten ihr dann Steini mit seinem Text über das Thema Hetzen und Michael Denzer mit seinen Zeilen, die den Titel „Alles was das Licht berührt“ trugen. Auf unnachahmliche Weise wurde der Abend wieder einmal von der großartigen Lene Morgenstern moderiert. Als Opferlamm und ersten Text durften wir den Vinschger Manuel zum ersten Mal beim Slammen hören. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Stefan Pfattner und Ricky Roots, die sich mittlerweile Sailors nennen, umrahmt. Mit guter Reggae- und Hip Hop Musik und ausschließlich selbstgeschriebenen Songs wurde unser zahlreich erschienenes Publikum (rund 60 Besucher*innen) sehr gut unterhalten. Bedanken möchten wir uns auch noch bei Lipo und der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung für die Zusammenarbeit. Ihr dürft euch am Freitag 20. April noch auf den letzten Poetry-Slam Abend und den wild wild ost west slam #18 freuen, wo wir mit einer „mens edition“ die Saison gebührend beschließen werden. Im Anhang findet ihr noch einige wirklich tolle Fotos von einer jungen und sehr talentierten Fotografin namens Emma Hanny, die von nun an für unsere ost west Fotoguerilleros tätig sein wird.
Abschließend möchten wir uns wie immer bei Salon Habicher, Alperia und den öffentlichen Institutionen beim Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie beim Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.
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