Über Wischiwaschi-Politik, lebendige Subkultur und einen songwriter, der eigentlich keiner sein möchte – east west’s week review #53

Liebe Mitglieder, in der Woche vor den Feiertagen haben wir an sechs aufeinanderfolgenden Abenden unsere ost westlichen Tore für euch geöffnet. Von Dienstag bis Sonntag haben wir disktutiert, getanzt, gespielt, gute Musik gehört und uns unterhalten. Es waren sehr angenehme Stunden und die bzw. der ein oder andere unter euch konnte sich abseits des ganzen geschäftigen Weihnachtstrubels hoffentlich ein wenig bei uns entspannen. Im insgesamt 53. east west week review geht es dieses Mal um Wischiwaschi-Politik, lebendige Subkultur und einen songwriter, der eigentlich gar keiner sein möchte. Dazu gibt es im Anhang tolle Fotos von Arno Ebner und Laura Zindaco von den Veranstaltungen zu bestaunen.

Bereits am Dienstag und etwas außerplanmäßig (der Zigori Club findet ansonsten immer am zweiten Mittwoch des Monats statt) hat unser Moderator Markus Lobis mit seinen Gästen Hannes Obermair und Elmar Thaler über das Thema „Historisieren? Schleifen? Verdrängen“ über die Erinnerungskultur in Südtirol diskutiert. Obermair ist Historiker und hat maßgeblich an der Historisierung des Siegesdenkmals in Bozen mitgewirkt, Thaler hingegen ist der Landeskommandant der Südtiroler Schützen und war schon immer ein erklärter Gegner dieser Architektur. Obermair stellte bei der Diskussion die Arbeit rund um die Entschärfung des Siegesdenkmals in den Vordergrund und betonte, dass die Entschärfung mit dem roten Ring und der Errichtung des Dokumentationszentrums in der Krypta ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung getan wurde. Thaler hingegen bezeichnete diese Lösung nur als eine weitere Form der „Wischiwaschi-Politik“ mit der Südtirol eine weitere Chance zur wirklichen Abgrenzung und Stigmatisierung des Faschismus in unserem Land verpasst hätte. Es war eine sehr kontroverse und lebhaft geführte Debatte, welche von rund 40 Mitgliedern im Club verfolgt wurde. Auch unsere Zuhörerinnen und Zuhörer haben sich wieder rege an der Debatte beteiligt. Salto-Journalistin Lisa Maria Gasser war auch im Publikum zugegen und hat eine sehr gute Zusammenfassung unter dem Titel „Mahnende Erinnerung“ geschrieben, die den Abend sehr gut zusammenfasst und die ihr hier nachlesen könnt. Im Anhang findet ihr die Fotos von unserer Vorstandskollegin Laura Zindaco zu diesem wirklich überaus interessanten Diskussionsabend. An dieser Stelle möchten wir euch schon auf den ersten Zigori-Club des neuen Jahres am Mittwoch 14. Februar hinweisen, das Thema werden wir euch noch zeitnahe verkünden.

Am Mittwoch fand dann der letzte Tango-Abend des Jahres statt. Wie immer und an jedem dritten Mittwoch des Monats wurde die Gelegenheit von unseren Tango-verrückten Mitgliedern wieder sehr gerne in Anspruch genommen, um gemeinsam in unserem Salon zu guter argentinischer Milonga-Musik zu tanzen. Die erste Noche de Tango im neuen Jahr findet wieder am Mittwoch 17. Januar statt. Wenn ihr euch für Tango und diesen wunderbaren Tanz interessiert, dann seid ihr herzlich eingeladen im Club vorbeizuschauen und mitzumachen.

Am Donnerstag hatten wir dann die insgesamt dritte „Game Night – Let’s play“ im Programm. Zusammen mit dem Moaser Spieletreff durften wir wieder einen entspannten Abend an unserem kleinen Ofen verbringen und neue, wirklich coole Gesellschaftsspiele kennenlernen. Der kleine Salon im Club war mit rund 15 spieleverrückten Mitgliedern sehr gut gefüllt und es hat uns allen großen Spaß gemacht, gemeinsam zu zocken und neue Menschen bei uns zu begrüßen. Auch im neuen Jahr werden wir euch diesen wirklich tollen Programmpunkt wieder anbieten. Die Termine werden wir euch noch mitteilen.

Am Freitag haben wir unseren Club dann wieder einmal ein wenig umgestaltet und unsere Raucherräume zu einem kleinen, aber feinen Underground-Club umgebaut. Die Calcettos werden dafür eigens in den Konzertsalon gebracht, damit auch genügend Fläche für Musiker und Tanzbegeisterte zur Verfügung gestellt werden kann. Wir hatten an diesem Abend die Ehre mit Dj Veloziped und Dj Sep. zwei Plattenliebhaber bei uns zu begrüßen, die euch dann über drei Stunden mit feinster Electro-Funk-Musik versorgt haben. Veloziped und Sep. wurden jedenfalls nicht müde einen Hit nach dem anderen unter die tanzbegeisterten Mitglieder zu schleudern. Die Rauchschwaden gepaart mit unseren kleinen Scheinwerfern und elektronikaffinen Menschen schafften innerhalb kurzer Zeit eine Atmosphäre, die man ansonsten vielleicht nur in den Clubs irgendwelcher Großstädte finden wird können. Aber so war es wieder der kleine ost west club in der Altstadt, der ein Statement in punkto Subkultur lieferte, das es absolut in sich hatte. Alt und jung tanzten gemeinsam bis kurz vor Ladenschluss und ließen sich von dem angenehmen Abiente mitreißen und schienen sichtlich Spaß an dem zu haben, was ihnen von den turntables entgegenschallte. Walter und Sepp die beiden Musikverantwortlichen ließen es sich natürlich nicht nehmen nur auf „strictly vinyl“ zu setzen und die besten Platten dieses Genres aufzulegen. in Der Club war brechend voll, überall in unseren Räumlichkeiten tummelten sich Calcetto-Spieler, Funk-Interessierte oder solche, die einfach nur gekommen waren, um sich ein wenig an unserem Budel zu unterhalten und eine gute Zeit zu verbringen. Im Anhang findet ihr einige wirklich kunstvolle und tolle Fotos von diesem Abend, geknipst von Arno Ebner.

Am Samstag hatten wir dann mit Stefan Pfattner einen Südtiroler Musiker bei uns, der in der Vergangenheit zwar schon mit seinem Gitarmonika-Trio bei uns zu Gast war, aber als Solokünstler bisher gerade einmal ein knappes Jahr Musik macht. Umso mehr haben wir uns über sein erstes Konzert im ost west club gefreut. Stefan Pfattner kommt aus St. Pauls und ist ein überragend guter fingerstyle-Gitarrist, der dazu auch noch eine angenehme und gute Stimme mitbringt. Sein Sound kann als eine Mischung bestehend aus klassischem songwriting, Reggae und Hip Hop beschrieben werden. Auch wenn Stefan Pfattner sich selbst nicht als klassischen Liedermacher sieht und am liebsten einfach nur jene Musik macht, die ihm am besten gefällt, darf man dennoch konstatieren, dass er zumindest über das Talent verfügt, auch auf diese Art und Weise gute Musik zu machen. Er hatte uns an diesem Abend auch sein vor Kurzem erschienenes Album „Best of – Greatest Hits“ mitgebracht und uns die Songs aus dieser EP zum Besten gegeben. Gerade die Reggae-lastigen Lieder haben teilweise richtiges Ohrwurmpotential, aber auch jene Songs, die an klassisches songwriting erinnern, haben durchaus Potential. Stellvertretend seien hier die Stücke „Weitermochen“, den er mit seinem Kumpel Ricky Roots aufgenommen hat und der an diesem Abend eigentlich auch hätte bei uns auftreten sollen, letztlich aber aus gesundheitlichen Gründen verhindert war, oder „Friday“ genannt werden. Auch wenn es während des Konzertes einige technische Schwierigkeiten gab, werden wir diesen Besuch des 28jährigen Musikers aus dem Überetsch in sehr guter Erinnerung behalten. Stefan ist ein wirklich guter Musiker, der über großes Potential verfügt und dazu noch ein feiner und angenehmer Zeitgenosse. Auch die rund 30 anwesenden Mitglieder beim Konzert schienen sich bei Songs von Pfattner, aber auch den vorgetragenenen Ohrwürmern und Coversongs sehr gut zu amüsieren. Stellvertretend dafür möchten wir mit Ohrbooten – Autobahn noch einen der letzten Songs verlinken, der vom Paulsner Musiker in unnachahmlicher Weise gecovert wurde.

Zum Abschluss der Woche und am Weihnachtsabend am Sonntag 24. Dezember haben wir ab 22.00 Uhr den Club dann nochmals für einen Chill Out Abend und für all jene Menschen geöffnet, die kaum bis wenig Lust hatten, sich traute Familienfeiern anzutun. Bei guter Hintergrundmusik durften wir das ein oder andere bekannte Gesicht bei uns begrüßen, das man im restlichen Jahr leider nicht allzuoft zu sehen bekommt. Es war wie jedes Jahr ein sehr entspannter Abend, der gerne von unseren Mitgliedern genutzt wird, um wenigstens einmal im Jahr ihren Lieblingsclub zu besuchen.

Im Anhang findet ihr nun wie versprochen die Fotos von Laura Zindaco und Arno Ebner. Vielen Dank! Außerdem möchten wir uns wie immer bei Alperia für die Unterstützung unserer Tätigkeit bedanken.

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