Von einem wahrlich lebendigen Club, Theaterfreunden und schmerzhaften zwischenmenschlichen Ostereiern – east west’s week review #47

Liebe Mitglieder, in der vergangenen Woche ist wieder einmal soviel Unterschiedliches und Spannendes in eurem Lieblingsclub passiert, dass es schwierig ist, in wenigen Sätzen niederzuschreiben, was ihr eventuell verpasst habt. Insgesamt sechs verschiedene Programmpunkte innerhalb einer Woche zeugen von einem Club, der mehr als nur lebt. Deshalb möchten wir euch eingangs auch schon auf einige versteckte Ostereier hinweisen und um euer Verständnis bitten, wenn ihr das Gefühl habt, einige Textstellen ergeben keinen Sinn und würden keinerlei verständliche Zusammenhänge erschließen. Die wohl wichtigste Erkenntnis des Wochenendes ist für den Schreiber dieser Zeilen nämlich derart niederschmetternd, dass es am Montag Morgen umso schwerer fällt, in die Tasten zu hauen und etwas Sinnvolles an Textbausteinen hervorzubringen. Letztlich geht es wie so oft um Zwischenmenschliches, im Südtiroler Speech kurz und knapp auf das Konzept des „Fein-Seins“ heruntergebrochen. Der vergangene Samstag war nämlich einer jener Abende, in der sich die Gewissheit über eine simple Tatsache, derart eindrucksvoll Eingang in die eigene Gedanken- und Gefühlswelt verschafft hat, dass man am Ende nur stillschweigend dastehen kann und darüber staunt, wie schmerzlich, aber umso wichtiger diese Erfahrung sein kann. Aber mehr dazu später.

Am Montag fand das zweite Repair Café der neuen Saison im Club statt und bis auf die Schneiderin konnten alle unsere fleißigen Handwerkerinnen und Handwerker zugegen sein und sich um eure kaputten Aparaturen und Gegenstände kümmern. Danke an Florian und sein Team, die jeden letzten Montag im Monat Zeit und Muße aufwenden, um einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere Welt zu schaffen.

Am Dienstag wurde in unserem kleinen Salon dann wieder fleißig geträllert und gesungen. Markus Prieth und sein Chorostwest hatten sich beim zweiten Treffen der Saison wieder im Club getroffen, um gemeinsam Musik zu machen. Ihr könnt euch nachwievor und wenn ihr Lust habt eure Gesangskünste zu verbessern unter info@ostwest.it anzumelden und bei den zukünftigen Treffen dabei zu sein.

Am Mittwochabend hatten wir den Salon dann wieder für unsere Lindy Hopper frei gemacht und bei guter Swingmusik durfte wieder munter drauflos getanzt werden. An dieser Stelle möchten wir deshalb schon auf den Elektro-Swing Abend hinweisen, der an diesem Freitag bei uns stattfinden wird. Kommt vorbei, wir freuen uns auf euch!

Am Donnerstag fand dann der Theatertreff im Club statt, wo ein neues Projekt ins Leben gerufen wurde. Das Ganze nennt sich „Theaterfreunde mit Theaterlust“ und möchten jene Menschen zusammenführen, welche zukünftig nicht mehr alleine ins Theater gehen möchten. Dabei wurde ein Plan entwickelt, wie wir dieses Projekt voranbringen können. Wichtig war uns, dass wir ein vielfältiges Angebot haben und dass wir in erster Linie als Gruppe ins Theater gehen. Klares Ziel war der Austausch, den wir suchen. So sind bereits drei Termine festgelegt worden, an denen wir gemeisnam ins Theater gehen werden:

14. November 20:30h im Theater in der Altstadt:“Maultasch“ von Martin Plattner, Phenomena Produktion, Regie: Joachim Goller.
4. Dezember 20:30h Puccini Theater Meran: „Il senso della vita di Emma“ Teatro Stabile
18. Dezember 20:30h Carambolage Bozen: Improtheater Carambolage „Xmas-Show“

Außerdem wurde vereinbart, dass wir die Termine auf unsere Homepage stellen und dass sich Interessierte unter theater@ostwest.it melden können. Dieses Projekt haben wir festgestellt, ist natürlich noch ausbaufähig. So könnte man in Zukunft speziell für die TheaterFreunde Führungen hinter den Kulissen oder Gespräche mit Schauspielern organisieren. Außerdem kann man in Zukunft auch bei den verschiedenen Theatern um eine Gruppenermäßigung ansuchen. In erster Linie wollen wir aber gemeinsam ins Theater gehen mit Menschen, die wir sonst vielleicht nicht neben uns im Saal sitzen hätten. Großes Thema war auch das italienische Theater. In Zukunft soll sich unser Angebot auch z.B. auf das Volksbühnentheater erweitern, so dass für jeden etwas dabei ist.

Am Freitag war dann Upsetting Max (Wicked & Bonny) bei uns zu Gast und hat uns neben alten Ska- und Punksongs ein cooles Programm aus Dubmusik präsentiert. Rund 40 Menschen ließen es sich nicht nehmen in bester Underground-Atmosphäre unseren Raucherraum zum Beben zu bringen. Danke an Maggu und Co. für einen entspannten Abend voller guter Musik.

Am Samstag durften wir dann und seit langer Zeit wieder ein Doppelkonzert für alle Freunde von guter Metalcore-Musik präsentieren. Neben Colors of Autumn, die extra aus dem 700 Kilometer entferneten Worms angereist waren, hatten wir zum ersten Mal die Meraner Formation von Dead Like Juliet bei uns zu Gast. Die beiden Bands Colors auf Autumn und Dead Like Juliet und die zahlreich erschienene Crowd aus hardcore- und metalbegeisterten Menschen haben uns auf eindrückliche Weise gezeigt, wie einfach Zwischenmenschliches sein kann, wenn sich mindestens zwei bzw. viele Menschen verabreden um gemeinsam einem Interesse nachzugehen. Für einen Außenstehenden, der mit Hardcore- und Metal-Musik gar nichts anfangen kann, dem muss das verschwitzte und laute Treiben in der Meraner Altstadt am vergangenen Samstag ziemlich außerirdisch vorgekommen sein. Natürlich. Wer könnte es ihm auch verübeln? Da stehen zwei Bands auf der Bühne, die sich in der Geschwindigkeit der gespielten Gitarrenriffs und Schlagzeugparts immer wieder selbst übetreffen und gleichzeitig darf eine Zuschauermenge dabei beobachtet werden, wie sie anstatt und wie im herkömmlichen Sinne zu „tanzen“, wild durch die Gegend springt, einen Pogo nach dem anderen veranstaltet und schließlich voller Inbrunst und Freude einen Mosh- und Circlepit zelebriert. Man könnte einem vielleicht klassikinteressierten Menschen ein gewisses Unwohlsein wohl nicht krumm nehmen, wenn er einer solchen Veranstaltung zum ersten Mal beiwohnen würde. Letztlich sind aber solche Konzerte ein überragend guter Beweis dafür, dass man sich nie auf den ersten Eindruck und die eigenen Einstellungs- und Glaubensmuster verlassen sollte. Denn hinter einem auf den ersten Blick sehr aggressiv anmutenden Treiben, kann man spätestens nach den ersten Songs erkennen, dass man es hier mit einer Menschenmenge zu tun hat, die alles andere als menschenfeindlich ist. Die freundschaftliche Atmosphäre und die Liebe zu Metalcore-Musik vereinte für einen Abend eine Szene, die ihrer Freundschaft eben auf eine etwas andere Art und Weise Ausdruck verleiht, als das was allgemeinhin und in unseren Gesellschaften als „normal“ bezeichnet werden würde. Wenn sich jemand aufgrund des vor Schweiß triefenden Bodens nicht mehr auf den Beinen halten konnte, konnte er oder sie sicher sein, dass da immer und sofort jemand zur Stelle sein würde, der dem oder der eben Hingefallenen eine Hand reichte. Niemand wurde allein gelassen, ein „High Five“ folgte dem nächsten, Musiker und Publikum erfreuten sich an stagesdives und die Sänger umarmten ihre Anhängerschaft bei jeder Gelegenheit. Und am Ende des Auftritts konnte man allerorts nur glückliche und strahlende Menschen beobachten. Um den Bogen zu den eingangs erwähnten Ostereiern zu spannen sei nur angemerkt, dass Zwischenmenschliches eben manches Mal einfacher sein kann, als man es zu glauben vermag. „Fein-Sein“ bedeutet letztlich nichts anderes als einen Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen und Verständnis und Einfühlungsvermögen für eine Situation oder eine Entscheidung aufzubringen, die einem selbst nicht gefallen mag. Loslassen und sich frei zu machen von persönlichen Verhaltensmustern ist mehr als reine Toleranz und „Leben-Lassen“. Es ist die Bereitschaft jene Dinge anzunehmen, auch wenn sie mit den eigenen Meinungen und Gefühlswelten eigentlich nicht vereinbar sind. Gerade deshalb möchten wir uns ganz besonders bei den beiden Bands bedanken, die uns allen auf eindrucksvolle Art und Weise und mit ihrem Auftritt am Samstag gezeigt haben, dass gerade durch Musik, Akzeptanz in konsequenter Weise vorgelebt werden kann.

Abschließend möchten wir an dieser Stelle noch den von Dead Like Juliet vorgetragenen letzten Song anhängen, der von den sechs Meranern am Samstag in überragender Weise gecovert und neu-interpretiert wurde. In diesem Sinne sagen wir Danke für einen unvergesslichen und überragend guten Abend!